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Marina Prudenskaya

© Martin Sigmund

Liederabend mit Marina Prudensykaya: Die fahrende Gesellin

Mal ganz intim: Ein Liederabend mit der Mezzosopranistin Marina Prudenskaya im Apollosaal der Staatsoper Unter den Linden.

Als Zugabe erfreut die Seguidilla aus Bizets „Carmen“ das Publikum im Apollosaal. Denn die künstlerische Heimat der Mezzosopranistin Marina Prudenskaya ist die Bühne, ein größerer Rahmen, als ihn die Gattung des Liedes bietet. Da muss man sich erst in das Timbre der Venus und Azucena oder der werktreu Wagner-nahen Mutter in „Hänsel und Gretel“ einhören, das heißt die relativ schwere Stimme mit dem breiten Höhenglanz, die das Lied gern zur Szene weitet. Prudenskaya ist ein renommiertes Mitglied der Staatsoper Unter den Linden, und dem Ensemble anzugehören bedeutet, dass sie am Vorabend ihres Recitals als zweite Magd in „Elektra“ aufgestellt ist. Im März wird sie in Jörg Widmanns „Babylon“ den Euphrat verkörpern, die Rolle, die in München Gabriele Schnaut kreiert hat.

So fremdelt Prudenskaya noch ein bisschen im intimen Fach, beeindruckt aber mit technisch abgesicherter Phrasierung und manchem Crescendo bei Brahms: „Und die einsame Träne rinnt.“ Denn das Thema ihrer Vortragsfolge kreist um verlorene Liebe und in den „Liedern eines fahrenden Gesellen“ speziell darum, dass die Geliebte einen anderen liebt.

Faszinierend ist der Beitrag des Pianisten Matthias Samuil

Gustav Mahler war, als er diesen Zyklus komponierte, mit Schmerzen in „Casseler Liebesdinge“ zu einer jungen Schauspielerin verstrickt, und tiefes Leid quält den Unglücklichen im Lied: „Wenn mein Schatz Hochzeit macht.“ Den Kontrast zwischen seiner Trübsal und dem blühenden Frühling der „schönen Welt“ draußen bindet die Sängerin in eine Elegie ein, die sie als Tragödin ausweist. Weniger diktiert das Wort der deutschen Lyrik ihre Interpretationen als die Macht der Stimme. Großartig entfaltet sie sich in Strawinskys „Deux Mélodies“ Opus 6, ein verzweifelter Ausdruck ergießt sich über die Dichtungen von Serge Gorodetzky, in deren Vertonung der Komponist wie in den berühmten Balletten noch ganz der Volksmythologie seiner russischen Heimat gehört.

Faszinierend ist der Beitrag des Pianisten Matthias Samuil, weil seine Begleitung der wechselnden Liederkreise dem Abend Atmosphäre schafft. Die tonliche Qualität dieser Interpretationen stützt den Gesang und zaubert interessante Charakterisierung der Musik. Wenn sie bei Mahler zwischen Dur und Moll pendelt, nimmt der trennscharfe Klang des Klaviers eine empfindsame Führung an, während in einem Goya gewidmeten Lied von Enrique Granados das Vorspiel die ganze Geschichte zu erzählen scheint. Im Kolorit des spanischen Komponisten imponiert Prudenskaya mit dem weiten Ambitus der Melodie, und die beiden musikalischen Temperamente harmonieren im „Tra la la“.

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