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Kultur: Listen lernen

Ein

auf die Documenta von Nicola Kuhn

Der Countdown läuft. Wer wird auf der berühmten Liste stehen, über die sich turnusgemäß alle fünf Jahre der Kunstbetrieb den Kopf zerbricht? Auch Roger M. Buergel, Direktor der Documenta 12, spielt das alte Spiel, indem er wie alle seine Vorgänger die Medien zappeln lässt. Vor einem Jahr warf er einen Köder aus. Den ersten und den letzten Namen auf seinem Zettel nannte er: A wie Ferran Adriá und Z wie Artur Zmijewski. Zwischen dem spanischen Koch, der aus Schaum und Schockgefrorenem seine Speisen destilliert, und dem polnischen Videokünstler, der Sozialfälle filmisch porträtiert, öffnet sich ein ziemlich weites Feld. In den letzten Wochen schlüpfte zwar so mancher weitere Name durch das Netz: der Chinese Ai Wei-Wei mit seinem Besuchsprojekt (1001 Landsleute bringt er mit nach Kassel), der brasilianische Bildhauer Ricardo Basbaum, der schon jetzt mit seinen Skulpturen Kasseler Haushalte bestückt, oder der thailändische land-artist Sakarin Krue-On, der gegenwärtig im Park von Schloss Wilhelmshöhe eine Reisterrasse anlegt.

Aber ein Profil der Documenta 2007 ergibt auch das noch nicht, obwohl Buergel landauf, landab Vorträge darüber hält, wie er sich seine 100-Tage-Schau vorstellt: als Ort der Belehrung, der Bildung, des Sehenlernens, als Ort, wo der visuelle Eindruck, nicht der Name zählt. Ein schöner Traum, an den sich ansonsten keiner hält. Schon kursieren die ersten Listen im Internet. Im Zeitalter des worldwideweb strickt jeder ein wenig daran mit. Das artnet etwa fordert seine Leser per Mausklick zur Ergänzung auf. Was am meisten daran verblüfft: Noch immer funktioniert der Documenta- Weihnachtstrick. Erst das Wünschen, dann die schöne Bescherung.

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