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Literatur: Mittelsmann Ludvík Kundera

Über Jahrzehnte war er ein Bindeglied zwischen der tschechischen und der deutschen Dichtung: Der tschechische Dichter Ludvík Kundera ist tot.

Ludvík Kundera, 1920 in Brünn geboren, übersetzte Peter Huchel, Franz Fühmann, Günter Kunert, Heinz Czechowski und Erich Arendt in seine Muttersprache – und machte hierzulande die bedeutendsten tschechischen Poeten bekannt. Über dem Vermittler Kundera, der für seine Lebensleistung 2002 auf der Leipziger Buchmesse den Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhielt, darf man aber den europäisch denkenden Dichter nicht vergessen. Er kam aus der von Vítezslav Nezval und Karel Teige begründeten Bewegung des Poetismus, die später in eine Spielart des Surrealismus mündete, ohne sich André Breton allzusehr verpflichtet zu fühlen. Mit Hans Arp begegnete Kundera, ein Cousin von Milan Kundera, 1946 in Paris einem eher dadaistisch geprägten Künstler, der ihn faszinierte. Die Spuren von Dada finden sich in der 2009 im Wuppertaler Arco Verlag erschienenen Sammelband „el do Ra Da (da)“, der auch die für Kundera prägende Künstlergruppe Ra im Titel trägt. Mit der Entfernung von allen Schulen und Gruppierungen wuchsen die Schwierigkeiten zu veröffentlichen. Ab 1970 unterlag er aus politischen Gründen einem völligen Publikationsverbot. Eine Art Wiedergutmachung erfuhr er erst 2009, als er die höchste literarische Auszeichnung seines Landes, den Jaroslav-Seifert-Preis, erhielt. Am Dienstag ist Ludvík Kundera im Alter von neunzig Jahren gestorben. dotz

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