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Mario Vargas Llosa.

© dpa

Literatur: Nobelpreis für Mario Vargas Llosa

Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Das gab die Schwedische Akademie in Stockholm bekannt. Der 74-Jährige reagierte "sehr gerührt und begeistert".

Mit dem peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa erhält erstmals seit 20 Jahren wieder ein Lateinamerikaner die bedeutendste Auszeichnung der literarischen Welt.

Vargas Llosa hat nicht nur als Erzähler und Essayist weltweit Wirkung entfaltet. In vielen Ämtern kämpft er auch für seine freiheitlichen politischen und gesellschaftlichen Ideale. Die Schwedische Akademie würdigt den 74-Jährigen für seine "Kartographie der Machtstrukturen und scharfkantigen Bilder individuellen Widerstands, des Aufruhrs und der Niederlage".

Derzeit hält sich Vargas Llosa in den USA auf, wo er an der Universität von Princeton (US-Bundesstaat New Jersey) lehrt. Er sei "sehr gerührt und begeistert", sagte er in einer ersten Reaktion.

Zu seinen bekanntesten Romanen gehören unter anderem "Das Fest des Ziegenbocks" (2000), "Tante Julia und der Kunstschreiber" (1977) oder "Das Paradies ist anderswo" (2003), alle erschienen im Suhrkamp Verlag.

1996 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche sagte er, Literatur solle darauf verzichten, "light" zu sein, sondern müsse sich ernsthaft engagieren. Dann werde es schwieriger sein, den "Traum von einer friedlichen, in demokratischen Verhältnissen zusammenlebenden Welt, der mit dem Fall der Mauer entstanden war", wieder zu zerstören.

Am Suhrkamp-Stand auf der Frankfurter Buchmesse wurde die Bekanntgabe am Donnerstag enthusiastisch gefeiert. "Wir sind alle im Glück", sagte Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz. "Es ist eine wunderbare Entscheidung. Er ist ein ganz großer Erzähler seiner Zeit. Er hat den Satz geprägt: "Literatura es fuego" (Literatur ist Feuer) - und genauso sind seine Werke", schwärmte die Verlegerin.

Als Journalist, TV-Moderator und Präsident der Schriftstellervereinigung PEN International hat Vargas Llosa immer auch aktiv Politik gemacht. 1990 bewarb er sich um das Amt des Staatspräsidenten in Peru. Er verlor überraschend in einer Stichwahl gegen Alberto Fujimori. Nach dieser Niederlage wandte er sich wieder der Literatur zu, zog nach Spanien und erhielt auch die spanische Nationalität - ohne jedoch die peruanische zu verlieren.

Der letzte Träger des Literaturnobelpreises aus Lateinamerika war Octavio Paz aus Mexiko im Jahr 1990. Insgesamt ist Vargas Llosa der sechste Literaturnobelpreisträger dieses Kulturraums; die Auszeichnungen werden seit 1901 fast jährlich vergeben.

Reich-Ranicki: "sehr gute Entscheidung"

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki begrüßte die Ehrung von Vargas Llosa als "eine sehr gute Entscheidung". "Er ist ein Schriftsteller mit Fantasie und Realismus, mit Gefühl für die Figuren. Und er ist sehr gut lesbar." Die Nachricht habe ihn "sehr erfreut", sagte Reich-Ranicki am Donnerstag wenige Minuten nach der Bekanntgabe.

Im Vorfeld der feierlichen Namensnennung in Stockholm hatten der US-Schriftsteller Cormac McCarthy, der Japaner Haruki Murakami und der in den USA lebende Kenianer Ngugi wa Thiong'o zu den Favoriten gezählt. Außenseiterchancen hatten Experten unter anderen den Lyrikern Tomas Tranströmer aus Schweden, Ko Un aus Südkorea sowie dem in Frankreich lebenden syrisch-libanesischen Autor Adonis eingeräumt. Der Name eines deutschen Literaten war nicht gehandelt worden.

Vergangenes Jahr war der Literaturnobelpreis an die Berliner Schriftstellerin Herta Müller gegangen. Mit der in Rumänien geborenen Autorin hatte die Schwedische Akademie damals zum 13. Mal seit ihrem Bestehen einen Vertreter deutschsprachiger Literatur gewürdigt. Vor Müller war 1999 der Deutsche Günter Grass ausgezeichnet worden.

Der Nobelpreis für Literatur gilt als wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Er ist seit 1901 fast jährlich vergeben worden. Der schwedische Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) selbst galt als literarisch sehr interessiert. Er war als Industrieller reich geworden und hatte unter anderem den Sprengstoff Dynamit erfunden. Er konnte nie verwinden, dass seine Entdeckung für den Krieg genutzt wurde. Als "Wiedergutmachung" vermachte er sein Vermögen einer Stiftung, die diejenigen auszeichnen sollte, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben".

Der von der Schwedischen Akademie vergebene Nobelpreis ist inzwischen mit zehn Millionen Schwedischen Kronen dotiert - das sind rund 1,1 Millionen Euro. Er wird den Preisträgern jeweils am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters, in Stockholm überreicht. (dpa)

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