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Aufbau Verlag: Seekrieg

Lunkewitz beharrt auf seine Ansprüche beim Aufbau-Verlag. Was ist er - ein verliebter Narr oder ein kühler Rechner?

Bernd F. Lunkewitz hat gesprochen. In „Spiegel“ und „Focus“, und er zeigt sich hart in der Sache. Lunkewitz verweist auf die zwei Aufbau Verlage: auf die „vermögenslose Hülle“, die ihm 1991 zu Unrecht von der Treuhand „angedreht“ worden sei und als nun insolvente GmbH „dem Bundesfinanzministerium rückwirkend seit 1991“ gehöre. Und auf den Verlag, den er 1995 ein zweites Mal vom Kulturbund erworben habe.

Letzteres sei der einzige Aufbau Verlag, der gehöre ihm und niemand anders. „Dort liegen alle Autorenrechte, die Rechte aus DDR-Zeiten und auch die aus den Jahren nach 1990. Aber das Vermögen des Verlags wird widerrechtlich durch die Berliner GmbH genutzt“, so Lunkewitz zum „Spiegel“. Mit „Berliner GmbH“ meint er die insolvente Aufbau Verlagsgruppe in Berlin, deren Geschäftsführung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter „ungerechtfertigte Ansprüche“ auf sein Eigentum hätten und sich des Verlags „bemächtigen“ wollten. Am Tag vor dem Insolvenzantrag sei ihm ein Vertrag vorgelegt worden, „mit dem ich auf alle Ansprüche verzichten und das vom Kulturbund erworbene Eigentum an die vermögenslose Hülle übertragen sollte“. Das hat Lunkewitz nicht getan und stattdessen die Alte Verlags GmbH in Frankfurt am Main gegründet, zu der „sein“ Aufbau Verlag nun gehöre. Und dieser werde in jedem Fall verkauft, es gebe Interessenten.

Die Erwiderung folgte prompt. Über dpa teilten die beiden Geschäftsführer Tom Erben und René Strien mit, dass die Berliner Aufbau Verlagsgruppe nicht mehr Lunkewitz, sondern „der Verfügungsgewalt des Insolvenzverwalters“ unterstehe. Lunkewitz sei nicht gezwungen gewesen, im Mai Insolvenz anzumelden. Nicht die Mannschaft habe gemeutert, „sondern der Reeder hat klammheimlich die Eignerkabine verlassen, nachdem er das Schiff in schwere See geschickt hat“. Und der Insolvenzverwalter sei qua Amt „der Einzige, der über die rechtliche und wirtschaftliche Situation des Verlages gültige Aussagen treffen kann“.

Nun wird klar, warum die bisherigen Gespräche zwischen Insolvenzverwalter und Lunkewitz ergebnislos waren: Beide Parteien beanspruchen die Autorenrechte für sich, glauben im Besitz des „wahren“ Aufbau Verlags zu sein. Lunkewitz möchte das seiner Meinung nach ihm zustehende Eigentum aus der Insolvenzmasse heraushalten – obwohl er die Verlagsgruppe ja der Insolvenz zugeführt hat. Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs, wonach ihm die Treuhand den Verlag nicht hätte verkaufen dürfen, sah er keine andere Möglichkeit: „Warum soll ich der vermögenslosen Aufbau Verlagsgruppe noch weitere Millionen zur Verfügung stellen?“

Lunkewitz weist auch die Vorwürfe zurück, er hätte sich aus dem Staub gemacht: „eine Anmaßung“. So bleibt der Ausgang der Aufbau-Sache offen – und der Verleger zeigt sich weniger als „verliebter Narr“, wie ihn Aufbau-Autor Robert Schneider in der „Süddeutschen“ bezeichnete, sondern als unsentimentaler, kühler Geschäftsmann. Gerrit Bartels

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