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Leipzig: Internationales Allerlei auf der Buchmesse

Wie viele Kulturen einander hier begegnen. Die blühenden Landschaften des deutschen Ostens stoßen an die verdorrten Weiten des Westens, vielleicht auch umgekehrt. Man muss nur den Blick über die Plakatwände in den Hallen der Leipziger Buchmesse gleiten lassen, und es wird einem ganz schwindlig, was hier nebeneinander existiert.

Von Gregor Dotzauer

Gerhard Gundermann und die Puhdys bitten um Aufmerksamkeit für ihre Musikkonserven, während Christian Anders, der einst den Zug nach nirgendwo bestieg, wieder mal den „wahren Gott als Urgrund“ beschwört. Die Evangelische Akademie widmet sich dem Thema „Videospiele zwischen Kulturgut und Blutrausch“.

Wer seine Schritte Richtung Berliner Zimmer lenkt, einer Art Salon des Berliner Börsenvereins, wird jedenfalls erst einmal orientiert – auch wenn die Verleihung der seit 2001 vergebenen Kurt-Wolff- Preise für unabhängige Verlage gleich wieder in andere Kontinente führt. Denn mit dem Wuppertaler Peter Hammer Verlag geht der mit 26 000 Euro dotierte Hauptpreis diesmal an einen Verlag, der vor allem die Literatur Afrikas und Lateinamerikas und damit auch politische Traditionen pflegt. Hier erscheinen Werke von Ernesto Cardenal, Gioconda Belli, Eduardo Galeano und Véronique Tadjo. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf Kinderbüchern. Viele von ihnen hat Wolf Erlbruch illustriert, darunter auch Titel des wunderbaren Flamen Bart Moeyaert – etwa „Olek schoss einen Bären und nähte sich aus dem Fell eine Mütze“.

Nachdem sich im letzten Jahr Kroatien präsentierte, bereiten die Serben schon ihren Auftritt 2011 vor, um ihre neu gewonnene Liberalität zu zeigen. Am serbischen Stand prangen riesige Fotos von großen Autoren wie Danilo Kis, der im Pariser Exil starb, von David Albahari, der in Kanada lebt, von Dragan Velikic, Belgrads Botschafter in Wien, und des verstorbenen Aleksandar Tisma, der die balkanische Zerrissenheit in seinen Romanen spiegelte. Nebenan wirft der Gastlandauftritt Chinas auf der Frankfurter Buchmesse seine Schatten voraus, und im Schatten des Schattens arbeitet Taiwan daran, sich als das bessere, demokratischere China zu präsentieren. Vielleicht führen alle Wege nach Rom, von Leipzig aus führen sie jedenfalls in alle Welt. 

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