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BUchmesse

© Footo: dpa

Leipzig liest: Alles strömt zur Buchmesse

Buch tut gut. Da sind sich die vielen Besucher der Leipziger Buchmesse einig, insgesamt strömten rund 22.000 Gäste am ersten Tag in die Hallen. Die Preise sind auch schon vergeben, Clemens Meyer wurde für seinen Roman geehrt. Der Schwerpunkt Bildung erhitzt derweil die Gemüter.

Mit einem enormen Publikumsandrang und einem lang ersehnten Erfolg für den schreibenden Lokalmatadoren Clemens Meyer ist am Donnerstag die Leipziger Buchmesse gestartet. Rund 22.000 Besucher, vor allem Kinder, Jugendliche und Senioren, erkundeten die mit Büchern gefüllten Hallen, schmökerten in den Neuerscheinungen des Frühjahrs, lauschten Schriftstellern und sammelten Kataloge und Prospekte. Das "Frühlingsfest der Bücher", auf dem sich auf rund 63.000 Quadratmetern mehr als 2000 Verlage aus fast 40 Ländern präsentieren, hatte am Mittwochabend mit einem Festakt im Gewandhaus begonnen. Erwartet werden rund 100.000 Besucher.

Und prominente Querfeldeinautoren dienen als Lotse. Ob "Feuchtgebiete"-Autorin Charlotte Roche ihre provokanten Thesen zur weiblichen Sexualität vertritt, Helge Schneider seinen neuen Nonsens-Roman vorstellt oder der für den Buchpreis nominierte Schriftsteller Feridun Zaimoglu von der Liebe schwärmt - immer versammeln sich ganze Trauben von interessierten Jugendlichen bei den überfüllten Lesungen und Diskussionsrunden.

Die Preise sind vergeben

Den Preis der Leipziger Buchmesse 2008 erhielten der Schriftsteller Clemens Meyer (Belletristik), die in Moskau geborene Autorin Irina Liebmann (Sachbuch/Essayistik) und Fritz Vogelgsang (Übersetzung). Meyer war bereits vor zwei Jahren auf der Messe mit seinem Debüt "Als wir träumten" gefeiert worden, aber damals bei der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse leer ausgegangen. Nun wurde der Jungautor für seinen Kurzgeschichtenband "Die Nacht, die Lichter" geehrt. Freudestrahlend posierte der sonst eher ernst wirkende Autor mit einer Bierflasche vor den Fotografen. Meyer setzte sich etwa gegen Jenny Erpenbeck und Feridun Zaimoglu durch. Der Preis ist mit insgesamt 45.000 Euro dotiert, es gab 15 Nominierte.

Am Mittwochabend hatte im Gewandhaus der niederländische Publizist Geert Mak (61) den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung entgegengenommen.

Leipziger Buchspektakel ist "Publikumsmesse"

Die Leipziger Buchmesse hat sich nach Ansicht des Verlegers Joachim Unseld (Frankfurter Verlagsanstalt) als Publikumsmesse in Deutschland fest etabliert. Mehr als 2400 Journalisten aus rund 20 Ländern sind dieser Tage in der Stadt, um über das größte Frühjahrs-Branchenereignis im deutschsprachigen Raum zu berichten. Das Besondere an Leipzig sei, dass dort die osteuropäische Literatur sichtbar gemacht werde, sagte Unseld. Schwerpunktland der Messe ist in diesem Jahr Kroatien. Aus diesem Land kommen fast 40 Autoren.

In einem Workshop "Kinder früher fördern - Wirksamere Bildungsinvestitionen" hat der Ökonomie-Nobelpreisträger James Heckman auf der Messe ein weltweites Umdenken in der Bildungspolitik angeregt: "Je länger wir mit der Förderung von Kindern warten, desto teurer wird es." Investitionen in frühkindliche Bildungsmaßnahmen zahlten sich auf lange Sicht gesehen viel stärker aus als Programme zur Förderung von Grundschulkindern oder gar Jugendlichen.

Leseferne Familien: Schuld ist Generation Fernsehen

Der Messe-Schwerpunkt "Bildung" ist in diesem Jahr ausgebaut worden. 160 Veranstaltungen richten sich an Lehrer und Erzieher, 40 an Eltern. Die Universität Leipzig stellte erste Ergebnisse einer Studie zum Leseverhalten in sogenannten lesefernen Familien vor. Danach hat die Erziehung zum Lesen weit weniger mit dem Bildungsniveau der Eltern zu tun als bislang angenommen. So hätten zwar bei den sogenannten lesenahen Familien 42,2 Prozent von rund 300 befragten Eltern das Abitur und nur 8,1 Prozent von ihnen einen Hauptschulabschluss, sagte der Leiter der Studie und Professor für Medienpädagogik, Bernd Schorb.

Allerdings fänden sich auch in den sogenannten lesefernen Schichten noch 18,5 Prozent Eltern mit einer allgemeinen Hochschulreife. Laut Studie gelten rund neun Prozent der Befragten als leserfern. Der tatsächliche Prozentsatz in der Gesamtbevölkerung dürfte aber weitaus höher sein.

Parallel läuft Europas größtes Literaturfestival "Leipzig liest"

Nach Einschätzung des Experten liegt der relativ hohe Prozentsatz der Lesefernen auch darin begründet, dass jetzt erstmals eine Generation Eltern werde, die selbst schon mit einem dominanten Fernsehen aufgewachsen ist. In dieser Generation habe sich oftmals eine Lust am Lesen nur schwer entwickeln können, und jetzt als Erwachsene entfernten sie sich weiter vom Lesen und gäben dies auch entsprechend an ihre Kinder weiter, erläuterte Schorb.

Bis Sonntag zeigen mehr als 2300 Aussteller auf der wichtigsten deutschen Bücherschau des Frühjahrs ihre Neuerscheinungen. Parallel findet mit "Leipzig liest" das größte europäische Literaturfestival in Leipzig statt: 1500 Autoren lesen bei rund 1900 Veranstaltungen auf dem Messegelände und in der ganzen Stadt. (saw/dpa/ddp)

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