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LESUNG Rainer Merkel „Bo“: Das Glück in Monrovia

Als Rainer Merkel im November 2008 nach Liberia ging, um hier für Cap Anamur in einem psychiatrischen Krankenhaus zu arbeiten, geschah das auch der Schreibhygiene wegen: Merkel wollte eine Pause vom Schreiben machen, kein Wort schreiben, nicht einmal daran denken. Jetzt aber hat der einjährige Aufenthalt Merkel gleich zu zwei dickleibigen Büchern inspiriert.

Als Rainer Merkel im November 2008 nach Liberia ging, um hier für Cap Anamur in einem psychiatrischen Krankenhaus zu arbeiten, geschah das auch der Schreibhygiene wegen: Merkel wollte eine Pause vom Schreiben machen, kein Wort schreiben, nicht einmal daran denken. Jetzt aber hat der einjährige Aufenthalt Merkel gleich zu zwei dickleibigen Büchern inspiriert.

Zum einen erschien im Herbst mit „Das Unglück der Anderen“ eine Mischung aus Essay- und Reportageband, der zugleich zum Krisenaufarbeitungsbuch für den Schriftsteller wurde. Merkel besuchte Liberia ein zweites Mal, knapp zwei Wochen lang. Zudem reiste er für „Das Unglück der Anderen“ in den Kosovo und nach Afghanistan (hier war er mit der Bundeswehr), um hier wie auch in Liberia der „Essenz des Traumas“ auf die Spur zu kommen, nicht zuletzt bei den Angehörigen internationaler Hilfsorganisationen.

Zum anderen erscheint dieses Frühjahr mit „Bo“ ein in Liberia angesiedelter Jugendroman von Merkel, dessen Hauptfiguren drei Teenies sind: der aus Berlin stammende Deutsch-Ire Benjamin, der seinen bei einer NGO tätigen Vater in Monrovia besuchen will; die in den USA bei ihren Großeltern lebende Brilliant, eine Liberianerin zu Besuch bei ihrem reichen Onkel; und der blinde Bo aus Monrovia. Im Verlauf des Romans machen sich die drei auf die Suche nach einer jungen Psychiatriepatientin. Was sie dabei erleben, ist auch eine Form von Coming- of-Age. Liberia ist mehr als exotische Kulisse, und zuweilen verströmt „Bo“ eine Zartheit, die man von Wolfgang Herrndorfs literarischen Roadmovie „Tschick“ kennt. Alexander Leopold

Literarisches Colloquium Berlin, Do 17.1., 20 Uhr,

Eintritt 6 €, erm. 4 €

Alexander Leopold

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