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Literatur: Mailer verteidigt Grass

Der amerikanische Schriftsteller Norman Mailer hat den deutschen Literaturnobelpreisträger Günter Grass in Schutz genommen. Grass hatte in seinem jüngsten Buch seine kurzzeitige Zugehörigkeit zur Waffen-SS publik gemacht.

Der amerikanische Schriftsteller Norman Mailer hat den deutschen Literaturnobelpreisträger Günter Grass gegen die Kritik an dessen autobiografischen Werk "Beim Häuten der Zwiebel" verteidigt. Im Leben jedes Schriftstellers könne es Ereignisse geben, über die er nicht schreiben wolle, das müsse man respektieren, sagte Mailer bei einer Diskussion mit Grass in New York. Dies gelte auch für die kurzzeitige Zugehörigkeit des 17-jährigen Grass zur Waffen-SS Ende des Krieges.

Grass' Autobiografie ist diese Woche unter dem Titel "Peeling the Onion" in den USA erschienen. Der Autor ist deshalb für eine Woche zu einer Lesereise in New York. In dem Buch hatte er seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS publik gemacht und damit in Deutschland im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Kritiker warfen ihm vor, diesen Punkt seiner Vergangenheit zu lange verschwiegen zu haben.

In New York betonte Grass erneut, er habe bereits in den 60er Jahren offen über dieses Thema gesprochen. Damals habe sich niemand dafür interessiert. "Ich war mir immer sicher, dass ich darüber schreiben würde", sagte er. "Aber ich habe selbst entschieden, wann ich darüber schreiben will." Mailer sagte, er könne sich vorstellen, ebenfalls zur Waffen-SS gegangen zu sein, wenn er in einer vergleichbaren Situation wie Grass gewesen wäre. "Sein Weg war sehr viel schwieriger als meiner", sagte er. "Ich freue mich, heute Abend mit ihm hier zu sein, und ich habe Hochachtung für den Mann." (mit dpa)

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