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Peter Rühmkorf

© dpa

Literatur: Trauer um Schriftsteller Peter Rühmkorf

Letzte Ehre für einen großen Dichter: Am Freitag wurde in Hamburg von Schriftsteller Peter Rühmkorf Abschied genommen, der am 8. Juni im Alter von 78 Jahren gestorben war. Zu den kondolierenden Gästen gehörten unter anderen Günter Grass, Harry Rowohlt und Kurt Beck.

Mit einer bewegenden Trauerfeier in der Hamburger St. Johannis-Kirche haben am Freitag Freunde und Weggefährten Abschied von Peter Rühmkorf genommen. Als Gedichte aus seinem letzten Band "Paradiesvogelschiß" erklangen, den der Dichter noch kurz vor seinem Tod als Hörbuch gelesen hat, wurde es sehr still in der Kirche. Unter den 600 Trauergästen waren neben der Witwe Eva Rühmkorf, von 1988 bis 1992 SPD-Landesministerin in Schleswig-Holstein, Literaturnobelpreisträger Günter Grass, Rowohlt-Verleger Alexander Fest und der SPD-Vorsitzende Kurt Beck. Rühmkorf war am 8. Juni im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben. Die Beisetzung folgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis auf dem Hauptfriedhof Altona.

Pastorin Birgitta Heubach-Gundlach erinnerte daran, dass Peter und Eva Rühmkorf vor mehr als 40 Jahren in St. Johannis geheiratet hatten und er auch hier seinen 60. Geburtstag gefeiert hatte. Leuchtende Sommerblumen und ein Herz aus cremefarbenen Rosen schmückten den Altarraum und den schlichten Holzsarg. Sein Freund Jürgen Manthey, ehemaliger Cheflektor beim Rowohlt Verlag, erzählte mit stockender Stimme, dass Rühmkorf zum Schluss nur das Bedürfnis gehabt habe, von Literatur und Poesie zu reden. "Er hatte Angst um die Gattung Lyrik." Das letzte Jahr sei für ihn jedoch noch ein "schönes Jahr" gewesen, weil sein Gedichtband "Paradiesvogelschiß" erschienen sei, an dem er noch mitgearbeitet habe.

Nicht nur verehrt, sondern geliebt

Mitschnitte von gemeinsamen Auftritten mit seinen Freunden, den Jazzmusikern Michael Naura und Wolfgang Schlüter, erklangen bei der Trauerfeier. "Bleib erschütterbar und widersteh" hieß eines der Gedichte, das auch als Lebensmotto von Peter Rühmkorf gelten könnte, der sich stets eingemischt hat und als politischer Mahner mit wachem Blick für gesellschaftliche Missstände geschätzt wurde. Bundespräsident Horst Köhler hatte Rühmkorf in seinem Kondolenzschreiben "einen ganz Großen" genannt. "Die Leser und Freunde großer Dichtkunst haben ihn nicht nur verehrt, sondern geliebt. Sie werden ihn nicht vergessen."

Rühmkorf hat vor allem Lyrik und Essays veröffentlicht, 1995 und 2004 erschienen zwei Bände mit Tagebuchaufzeichnungen. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den Arno-Schmidt-Preis und den Georg-Büchner-Preis. Zuletzt hatte der Dichter mit seiner Ehefrau in einer Bauernkate im Lauenburgischen in Schleswig-Holstein gelebt. Sein geliebtes Haus am Elbstrand in Hamburg-Övelgönne hatte er wegen der fortgeschrittenen Krankheit verlassen müssen. "Ich habe keine Angst vor dem Absprung in andere Welten", bekannte der Autor in seinem letzten Interview in der Wochenzeitung "Die Zeit". "Der Tod ist ein interessantes Thema, aber er ist für mich nicht das böse Gespenst."

Carola Große-Wilde[dpa]

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