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Aufsätze von Zuckermann im Sammelband: "Israels Schicksal"

© promo

Moshe Zuckermann über Israel: Zu viel abgebissen

Moshe Zuckermann sieht Israel vor einer fundamentalen Entscheidung: Der Historiker legt in einem neuen Sammelband da, worauf der Zionismus zusteuert.

Moshe Zuckermanns neues Buch ist eher etwas für Kenner denn für Unbedarfte, eher für solidarische Kritiker denn für bedingungslose Israel- Fans. In seinem Band will Zuckermann zeigen, wie es soweit kommen konnte, dass man sich in Israel wird entscheiden müssen: einen Palästinenserstaat zu akzeptieren oder in ein Israel einzuwilligen, dem künftig zwar die besetzten Gebiete gehören, dessen Gesamtbevölkerung aber mehrheitlich Araber sein würden. Dieses binationale Land dominierten Juden dann nur, wenn sie zur Apartheid griffen. Der Zionismus, vielerorts als sozialistische Nationalbewegung gestartet, hätte kapituliert.

In Israel wurde Theater in Jiddisch einst verboten

Zuckermann bietet also Stoff in einer langen Debatte – nach Israel einwandern oder lieber nicht? Liest sich seine Akademikerterminologie mitunter sperrig, erfreut der Autor durch Sprachbilder wie jenes von der Straße, die der Regierung etwas „zufaucht“, wobei Letztere „das Fauchen“ legitimiere. Kenner werden sich Details merken wollen: Etwa, dass Jiddisch aus Staatsräson verfolgt und Theaterstücke in der Diasporasprache verboten wurden. Zuckermann schreibt Deutsch. Der Geschichtsprofessor, 1949 in Tel Aviv als Sohn von Holocaust-Überlebenden geboren, zog mit seinen Eltern 1960 nach Frankfurt am Main, bevor er mit 21 Jahren zurück nach Israel ging. Kernthema ist die Siedlerbesatzung – aus dem Faustpfand für Verhandlungen ist ein quasi-religiöser Fetisch geworden. Rückzug hieße, beschreibt Zuckermann, innerjüdischen Bürgerkrieg zu riskieren. Nach der Besetzung der Westbank 1967 aber sieht es ganz danach aus, dass man, nachdem man „einen Apfel in den Mund genommen hat, weder fähig war, ihn zu verschlingen, noch ihn auszuspeien“. Nun drohe man zu ersticken.

Moshe Zuckermann: Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt. Promedia, Wien 2014. 208 Seiten, 17,90 Euro.

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