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SCHREIB Waren: Die Liebe zur Weisheit

In der letzten EM-Woche scheint der Lese-Betrieb weitgehend eingestellt. Steffen Richter freut sich jedoch über Orientierung in den großen Fragen.

Hape Kerkelings Selbstfindungstrip war schon nicht schlecht. Die Botschaft: Orientierung kommt beim Laufen. Das führt zu zwei Jahren „Spiegel“-Bestsellerliste. Nun aber hat es tatsächlich jemand geschafft, Kerkeling zu verdrängen. Der Mann – David Richard Precht (Jg. 64) – ist studierter Philosoph, sein Büchlein heißt „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ (Goldmann).

Precht liefert Orientierung im großen Ganzen. Aber natürlich soll seine Einführung in die Philosophie nicht „unkulinarisch“ sein (wie bei den schlimmen Professoren). Nein, Precht will die Liebe zur Weisheit aus den staubtrockenen Vorlesungssälen erretten und ins wahre Leben senken. Mag sein, dabei kommt die Genauigkeit unter die Räder. Mag auch sein, das Verfahren, erst einmal von sich reden, um einen individuellen Zugang zum Thema zu schaffen, nervt gewaltig (erprobt von amerikanischen Wissenschaftsjournalisten in populären Sachbüchern). Ein paar Herren vom Fach haben Precht jedenfalls gründlich die Meinung gesagt. Aber: Elke Heidenreich tönt: „Dieses Buch ist unverzichtbar.“ Heute (20 Uhr) kann man sich ein eigenes Bild machen, wenn Precht ins Literarische Colloquium kommt (Am Sandwerder 5).

Abgesehen von diesem philosophischen Gipfelsturm scheint in der letzten EM-Woche der Lese-Betrieb weitgehend eingestellt. Gut, im Buchhändlerkeller (Carmerstr.1) stellt Kerstin Hensel am 26.6 (20 Uhr 30) „Lärchenau“ (Luchterhand) vor, einen Roman über einen überehrgeizigen Arzt in einem von Legenden durchwobenen märkischen Dorf. Auch das Brecht-Haus (Chausseestr. 125) macht unverdrossen weiter: Heute (20 Uhr) eher unterhaltsam mit F.W. Bernstein und ziemlich vermischten Texten („Kunst und Kikeriki“, zu Klampen). Morgen (25.6., 20 Uhr) mit einer Diskussion zwischen dem Verleger Matthias Oehme und dem Journalisten Jens Bisky zur Werkausgabe von Peter Hacks. Einen „Tag der offenen Tür“ mit Führungen (15 Uhr) und Lesungen von Ulrike Draesner, Rainer Kirsch, Bert Papenfuß u.a. (ab 19 Uhr) gibt es am 28.6. Die Terminwahl zeugt von praktischer Brechtscher Klugheit – zwischen Halbfinals und Finale.

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