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Goethe

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Schullektüre: Aus für Goethe und Dostojewski in Polen?

Ein überarbeiteter Lehrplan für polnische Gymnasien sorgt für Wirbel: Namhafte internationale Schriftsteller sollen vom Lehrplan gestrichen werden.

Die neuen Richtlinien haben Erziehungsminister Roman Giertych nicht nur Proteste von Buchhändlern und Schriftstellern beschert, sondern auch Widerspruch im Kabinett. "Wir werden die Namen der aus dem Lehrkanon gestrichenen Schriftsteller verteidigen", kündigte der stellvertretende Kulturminister Tomasz Merta in einem in der Zeitung "Gazeta Wyborcza" veröffentlichten Artikel an. Denn die Liste der aus der Schullektüre verbannten Schriftsteller enthält große Namen der Weltliteratur: Goethe, Kafka und Dostojewski sind ebenso darunter wie der gebürtige Pole Joseph Conrad.

"Als völlig unverständlich" bezeichnete Kulturminister Kazimierz Ujazdowski die Entscheidung seines umstrittenen Kabinettskollegen von der nationalistisch-klerikalen Liga Polnischer Familien (LPR). Der neue Lehrplan sei wohl in unziemlicher Eile erstellt worden und bedürfe noch gründlicher Überarbeitung. Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski kündigte an, mit seinem Erziehungsminister über den Lehrplan reden zu wollen. "Ich bin davon überzeugt, dass die Klassiker des 20. Jahrhunderts im Lehrplan erhalten bleiben sollten", sagte er. Das gelte auch für die Werke Dostojewskis.

Entscheidung noch nicht endgültig

Giertych selbst sagte, die Diskussion über den neuen Lehrplan dauere an. Die Literaturliste sei noch nicht endgültig. Auch werde Dostojewski sicher nicht aus dem Lehrplan verschwinden.

Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska bezeichnete den neuen Lehrplan Giertychs, in dem Werke der Weltliteratur etwa durch Schriften eines nationalistischen Politikers der Vorkriegszeit oder des früheren Papstes Johannes Paul II. ersetzt werden sollen, als lächerlich. Der Verband polnischer Verlage kündigte ein Protestschreiben an Ministerpräsident Lech Kaczynski an. Mehrere Buchhandlungen wollen der "Gazeta Wyborcza" zufolge ihre Schaufenster umdekorieren und den aus der Schule verbannten Büchern eine besondere Präsentation widmen, andere bieten Sonderrabatte für diese Werke an. (mit dpa)

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