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Literatur: Wunder und Rätsel

Guus Kuijer erzählt von Irrungen und Wirrungen eines Jugendlichen

Erst scheint es noch ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben von Florian zu werden, dann setzt sich ein Spatz auf seinen Kopf. Wenig später gesteht ihm die einen Kopf größere und ein Jahr ältere Katja, dass sie in ihn verliebt sei. Beide zusammen lernen schließlich auch noch Frau Raaphorst kennen, die nur einen Schuh anhat und ihre Gabel nicht findet – und damit eigentlich ihren Hausschlüssel meint. Guus Kuijer legt nach „Das Buch von allen Dingen“ mit „Ein himmlischer Platz“ erneut eine hinreißende Erzählung vor, die sich jedweder Alterszuordnung nach oben hin entzieht. Traumhaft surreale Momente werden hierin abgelöst von blanker Situationskomik oder jener Melancholie, die wohl jeder kennt, aber kaum einer so wunderbar zum Klingen bringen kann wie Guus Kuijer und seine Übersetzerin Sylke Hachmeister.

Aus Florians Perspektive, einem in der Schule wegen seiner Hochbegabung oft unterforderten Jungen, bergen die Welt und nicht zuletzt seine Mitmenschen ihn stets aufs Neue in Erstaunen versetzende Rätsel. Zwischen diskussionssüchtigen Eltern, einer ihn langweilenden Lehrerin, einer selbstbewusst verliebten Katja und der an Alzheimer erkrankten Frau Raaphorst seinen Platz zu finden, ist für ihn nicht leicht, aber keinesfalls hoffnungslos. Florian versucht sich in der Welt zurechtzufinden – und wird dann doch immer wieder überrascht, was seiner Deutung an Erlebnissen und Gefühlen entgegensetzt wird und ihn damit erneut herausfordert. Ganz anders als Katja, die einfach nur fühlt, sagt und tut, was sie will – aber keinem der Handlungsträger wird die eigene Deutungshoheit abgesprochen. Wer sich und anderen eine Freude bereiten will, liegt mit diesem Buch richtig.Ulrich Karger

Guus Kuijer: Ein himmlischer Platz. Oetinger Verlag, Hamburg 2007. 112 Seiten. 9,90 Euro. Ab zehn Jahren.

Ulrich Karger

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