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Kultur: Lobgesang

Orden für Barbara Klemm und Brigitte Fassbaender

Friedrich Wilhelm IV. hat den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste 1842 gestiftet, Theodor Heuss ihn 1952 erneuert. Ist also seine öffentliche Sitzung ein Hochamt des gebildeten Deutschland? Irgendwie schon, so viel „Verdienst in der Wissenschaft und der Kunst“ – so lauten die Kriterien der Mitgliedschaft – findet sich selten zusammen.

Doch Ordensmitglieder und Gäste absolvierten am Sonntagnachmittag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die vorgeschriebenen Formen gelassen, eher mit einem Schuss Heiterkeit. Verdankt es sich der Vizepräsidentin, der Biologin (und Nobelpreisträgerin) Christine Nüsslein-Volhard, die den erkrankten Ordenskanzler unprätentiös vertritt? Aber noch mehr sind es die Neuaufnahmen. Denn darunter sind gleich zwei Damen, die Sängerin Brigitte Fassbaender und die Fotografin Barbara Klemm, dazu der niederländische Psycholinguist Willem Levelt. Die Laudatoren loben mit ganz persönlichem Bezug: der Komponist Aribert Reimann eine „einzigartige Künstlerpersönlichkeit“, die ihre Karriere inzwischen als Regisseurin fortsetzt; der Lyriker Durs Grünbein die Chronistin der Bundesrepublik in ihren einprägsamen Aufnahmen; die Wissenschafthistorikerin Lorraine Daston den Forscher, der in die Gründe des Sprechens eingedrungen ist. Den Festvortrag „Wie Krebs entsteht“ hält der Mikrobiologe Robert Weinberg, und dass er ihn, wie er sagt, in einem bei seinen Eltern in Pittsburgh gelernten „ostwestfälischen Küchendeutsch“ hält, ist eine Fußnote zur deutschen Geschichte. Aber man hat ja auch sonst etwas darüber gelernt, wie eine der raren großen Traditionen des Landes fortlebt. Hermann Rudolph

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