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Lyrik: Der sechste Mond

Olympischer Staffellauf: ein Gedicht von Shi Tao

Die Erdentage /werden nie den „sechsten Mond“ verwinden, /der sechste Mond, in dem mein Herz erstirbt /wie meine Poesie /und die Ersehnte, in unwirklich blutiger Lache erstickt.

Die Glut der Sonne sprengt im sechsten Mond die Haut, /entlarvt das wahre Bild der Wunden. /An andren Ort zur Überwinterung entfliehn dem blutgetränkten Meer /im sechsten Mond die Fische.

Im sechsten Mond verformt die Erde sich, /die Flüsse fließen tonlos. /Briefe und Karten bleiben zuhauf zurück, ohne die Hoffnung,/dass je sie die Toten erreichen.

Der Internationale P.E.N. macht mit dem elektronischen Staffellauf des hier dokumentierten und von Shi Ming und Karin Clark übersetzten Gedichts darauf aufmerksam, wie das Recht auf freie Meinungsäußerung in China verletzt wird. Shi Tao, der seit Jahren Ehrenmitglied des Deutschen P.E.N. ist, wurde 2005 in China wegen „Weitergabe von Staatsgeheimnissen“ zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Seit dem 25. März wird das in über 60 Sprachen übersetzte Gedicht per Mail von P.E.N.-Zentrum zu P.E.N.-Zentrum um die Welt geschickt. Vergangenen Montag erreichte es das P.E.N.-Zentrum Deutschland. Am heutigen Donnerstag geht es ans P.E.N.-Zentrum der kubanischen Exilschriftsteller in Florida und nach Mexiko. Weitere Informationen unter: www.pempoemrelay.org

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