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Total in the pocket. Maceo Parker in Berlin.

© Martin Müller/Imago

Maceo Parker in der Columbiahalle: Ewiges Energiebündel

Funk muss sein: der Altsaxofonist Maceo Parker gibt in der Columbiahalle ein souveränes Konzert, das alle im Publikum zum Tanzen bringt.

Wenn er im Groove ist – „in the pocket“, wie Musiker auch sagen – spricht die ganze Körpersprache des 75-Jährigen von lässiger Spannung: Just im entscheidenden Moment bricht Maceo Parker dann aus und nimmt den wuchtig dahinstolpernden Funkgroove des Schlagzeugs auseinander mit seinem golden glänzenden Seziergerät: dem Altsaxofon. Zwischen den Achtelschlägen, immer ein klein wenig hinten dran, schießt er überfallartig synkopierte Tonsalven ins Publikum, die alle immer wieder zum Tanzen bringen.

Die Stimmung in der Columbiahalle am Samstagabend ist gelöst, die siebenköpfige Band sichtbar erheitert von den Tanzschritten und den vielen Zwischenrufen. Auf dem polyrhythmischen Fundament der Rhythmusgruppe profiliert sich Parker zeitweise auch als Sänger, etwa bei dem Ray-Charles-Stück „That Lucky Old Sun“. Parker, stilecht mit Sonnenbrille, haucht die Melodie so gefühlvoll hin, dass man mit geschlossenen Augen die blinde Piano-Legende zu hören meint.

Gefährlich nah am Kitsch

Parkers Beitrag zur schwarzen Popkultur ist immens. Als Jungspund trat er 1964 in die Band von James Brown ein und kreierte als Leadsolist die Blaupause für den aufkommenden Funk. „Blow your horn, Maceo!“: Diese Aufforderung aus dem Munde Browns ist derart häufig auf Plattenaufnahmen verewigt, dass sie sogar als Teil einer James-Brown-Imitation Eingang fand in Eddie Murphys legendäre Stand-up-Comedy-Show „Delirious“ aus dem Sommer 1983.

Parkers Band ist souverän, besonders bei Klassikern wie „Pass The Peas“. Doch sie bewegt sich den ganzen Abend über auch gefährlich nah am Kitsch. „Stand By Me“ von Ben E. King verkommt in der Interpretation von Parkers Cousine, der Sängerin Darlene Parker, zu einem uninspirierten Gassenhauer, der krampfartig zum Mitsingen anregen will. Ebenso der sexgeladene Song schlechthin, „Let’s Get It On“ von Marvin Gaye, der zu der sonst sehr gelungenen Show nichts beitragen kann. Nach gut zwei Stunden ist Schluss und der letzte Stopp der Tour souverän vollendet.

Ken Münster

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