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Kultur: Madeleine Peyroux

Diese Woche auf Platz 64 mit „Half The Perfect World“

Die Biografie von Madeleine Peyroux lässt an Zeiten zurückdenken, als das Musikerleben noch wild und unstet war. Zwischen ihrem ersten und zweiten Album vergingen acht Jahre. Das Debüt mit dem Titel „Dreamland“ (1996) war ein voller Erfolg. 200 000 verkaufte CDs, die Kritik schmolz dahin. Da war sie 22 Jahre alt. Doch dann geriet in sie in die Mühlen diverser Firmenpleiten und stand schließlich ohne Vertrag da. Peyroux, geboren in Athens/Georgia, aufgewachsen in Kalifornien, New York und Paris, kehrte in ihr altes Tätigkeitsfeld zurück: Straßenmusik. Seit ihrem 16. Lebensjahr hat die Tochter einer Französin und eines Amerikaners mit dem Hut vor den Füßen gesungen.

Ihr Comeback und zweites Album „Careless Love“, bislang eine Million Mal verkauft, stand unter einem besseren Stern. Dem Stern von Larry Klein, der auch das letzte Album von Til Brönner produzierte. Kleins butterweicher, klaviergetupfter, Hammondorgel-satter Sound ist Balsam für die Ohren. Mit scheinbar leichtem Schwung zaubert er nostalgische Patina und Wärme in die Aufnahmen – ein erholsamer Kontrapunkt zum täglichen Digitalgeklingel. Dahinter steht fein austarierter Minimalismus. Selbst für den nur andeutungsweise vorhandenen Groove bei Patty Smiths „River“ gibt es hier eigens einen Schlagzeuger, der nur die Besen benutzt, und einen Spezialisten für die Becken. In Kleins und Peyroux’ Händen wird Serge Gainsbourgs „La Javanaise“ zum Wiegenlied, samtpfötig spielt sie mit Songs von Tom Waits, Leonard Cohen oder Charlie Chaplin (!). Ihre Stimme klingt dabei so weich, dass man das Gefühl bekommt, Peyroux bade beim Singen in warmem Öl. Die Lady ist ein Tramp, kein Vamp.

Ralph Geisenhanslüke

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