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Die britische Musikerin Mahalia Burkmar.

© Warner

Mahalia live in Berlin: Tagebuch-Einträge voller Soul

Unglückliche Lieben und Kummer über Babyspeck: Die 20-jährige Sängerin Mahalia offenbart in der Berghain Kantine ihre Gefühle.

Von Andreas Busche

Die Intensität der Jugend ist ein Segen – verfügt man über die richtigen Ausdrucksmittel. Mahalia Burkmar ist gleich doppelt gesegnet, mit einer unerschrockenen emotionalen Intensität und einer warmen, leicht kratzigen Gesangsstimme, deren nordenglischer Ursprung bei den ausschweifenden Geschichten zwischen den Songs durchscheint. Zum ersten Mal unglücklich verliebt? Song. Kummer über den Babyspeck? Song. Das Verhältnis zu den Eltern. Noch ein Song. Mahalia macht das seit ihrem achten Lebensjahr so, erzählt die heute 20-Jährige am Mittwoch in der ausverkauften Berghain Kantine. Und so nahm sie bereits mit 13 ein Major-Label unter Vertrag, nachdem Ed Sheeran ihre Songs auf Twitter geteilt hatte.

Danach passierte jahrelang – nichts. Mahalia ging zur Schule, durchlitt die üblichen Pubertätskrisen, schrieb Songs darüber. Und lernte den Produzenten von Hip-Hop-Superstar Drake kennen, der bei ihrer Debüt-EP „Never Change“ half. Ganz normaler Teenager-Kram also. Aus dem schöpfte Mahalia auf ihrem Debütalbum vor zwei Jahren, das den Titel „Diary Of Me“ trägt. Sie nennt es ein Mixtape, wie heute im Hip-Hop üblich, wenn man kein Konzept, aber viele berühmte Freunde hat. „Diary Of Me“ ist Mahalia pur: gesungene Tagebuch-Einträge voller Soul, teilweise nur begleitet von einer akustischen Gitarre wie bei der jungen Lauryn Hill, die zu Mahalias Einflüssen gehört. Eine junge Frau kann schlechtere Vorbilder haben.

Manchmal muss sie sich selbst über ihr Sendungsbewusstsein wundern

Ähnlich funktionieren auch ihre Konzerte. Zu jedem Song gibt es eine Geschichte, die Mahalia mit ihren Fans, die meisten von ihnen nicht älter als sie selbst, teilt. In England gilt sie als Musikerin, auf die man 2018 achten sollte. Das überrascht nicht. Mahalia schafft ein Gefühl von Intimität, das im Pop selten geworden ist. Live wird sie nur von einem Bassisten und einer Drum Machine begleitet, für „I Remember“, eine Selbstermächtigungshymne an alle Mädchen ihres Alters, schnallt sie sich eine Akustikgitarre um. Zu ihrem Sommerhit „Hold On“, einer Uptempo-R’n’B-Nummer mit Piano- Hook, hüpft sie frenetisch über die Bühne.

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Manchmal muss sie sich selbst über ihr Sendungsbewusstsein wundern: „Sorry, ich bin ja selbst noch ein Kind“, lacht sie dann. Aber ihre weiblichen Fans lesen ihr jedes Wort von den Lippen ab, buchstäblich: Bei „Sober“ übernehmen sie den Refrain. Zum Abschluss bittet Mahalia noch erhitzt von den Sympathiewogen, dass jetzt alle ihre Handys rausholen. Im Pop ist das oft ein peinlicher Moment, wenige Stars – alte und kommende – meistern ihn würdevoll. Aber auch das zeugt von gesundem Selbstvertrauen: Mahalia ist wirklich gar nichts peinlich.

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