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Kultur: Mahlerissimo

Eliahu Inbal und dem BSO gelingt eine grandiose Saisoneröffnung

Schöner konnte die BSO-Spielzeit nicht beginnen! Das in Topform musizierende Orchester bescherte am ersten Abend der neuen Konzertreihe „Mythen und Musik“ eine Rarität: die hierzulande fast völlig unbekannte Kantate „Myrrha“ des 26-jährigen Maurice Ravel. Eine reizvolle Entdeckung. Ravel hat die Kantate 1901 als Student des Pariser Conservatoire mit hochfliegendem jugendlichen Elan komponiert - in der Hoffnung, damit den begehrten Rom-Preis zu ergattern (aber nur der dritte Platz sprang heraus). Den ziemlich platten Text nach Lord Byrons Drama „Sardanapalus“ hat er in der Tat beherzt in Musik gesetzt, wobei noch manches etwas schwelgerisch weich, nach Art von Chabrier klingt. Aber ganz charakteristisch wirken schon der frei und geschmeidig fließende Stil, der zarte lyrische Zauber und die aufkeimenden dramatischen Impulse. Mit einem bombastichen Liebesduett des auf dem Scheiterhaufen endenden Paares endet die nur 22 Minuten dauernde Kantate. In ihren aufflammenden Klangreizen wurde sie vom BSO und seinem Chefdirigenten Eliahu Inbal sowie dem erlesenen Solistentrio, Malin Hartelius, John Aler und Francoise Le Roux, mit großer Klangsinnlichkeit musiziert.

Wie man wirklich große, wundersam vielschichtige Musik in ihrem Innersten erfassen und einer fast schon schmerzenden Kontrastschärfe in Szene setzen kann, bewiesen Inbal und das brillante BSO bei der G-Dur-Sinfonie von Gustav Mahler. Da kamen nicht nur die „himmlischen Freuden“ im Finale mit der sensibel singenden Sopranistin Malin Hartelius in subtiler Ironie herüber (leider etwas verhangen und textundeutlich). In den vorausgegangenen Sätzen fesselten feinste technische Ziselierung selbst im kleinsten Detail und große sarkastische Zuspitzung. Mahlers trügerische Schönheiten und sein bitterböser Witz wurden in gestischer Genauigkeit serviert. Das BSO und seine hervorragendenSolisten beeindruckten mit Differenzierungskunst und Expansionskraft. Jubel rundum. Gespendet wurde an diesem außergewöhnlichen Abend seitens des BSO wie des Publikums für die von der Flut hart getroffene Dresdner Musikhochschule. Eckart Schwinger

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