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Kultur: Mahnmal-Streit

Der Streit um das Holocaust-Mahnmal in der Hauptstadt sollte nach Ansicht Klaus-Rüdiger Landowskys nicht vor der Bundestagswahl entschieden werden.Der Berliner CDU-Fraktionschef ist mit Eberhard Diepgen der Meinung, daß der favorisierte Entwurf Peter Eisenmans künstlerisch nicht genüge.

Der Streit um das Holocaust-Mahnmal in der Hauptstadt sollte nach Ansicht Klaus-Rüdiger Landowskys nicht vor der Bundestagswahl entschieden werden.Der Berliner CDU-Fraktionschef ist mit Eberhard Diepgen der Meinung, daß der favorisierte Entwurf Peter Eisenmans künstlerisch nicht genüge."Ein Gedenkhain an dieser Stelle wäre adäquater".Dem designierten SPD-Minister Naumann warf er vor, den Mahnmal-Streit wahlkampftaktisch zu mißbrauchen.Scharfe Kritik kam ebenfalls vom Vorsitzenden des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose.Gerhard Schröder dürfe nicht zulassen, daß Naumann "in Anlehnung an vermeintliche Volkes Stimme" argumentiere und ohne Gespür für die NS-Verbrechen Mahnmal-Pläne mit Monumentalbauten Albert Speers vergleiche.In Berlin sei der Völkermord an Juden, Sinti und Roma systematisch organisiert worden.Hier das Mahnen als "bürokratisch und bedrückend" zu bezeichnen, sei "Zynismus gegenüber den Opfern".Auch für die ermordeten Sinti und Roma müsse das von Politikern versprochene Denkmal am Südeingang des Reichstages endlich errichtet werden.Dagegen sprach sich Edzard Reuter, Mitbegründer des Mahnmal-Förderkreises, ebenfalls für die Denkpause aus.Das Projekt stecke im Strudel einer problematischen öffentlichen Diskussion.Er habe gehofft, daß es von den Deutschen insgesamt getragen werde: "Diese Zielsetzung ist im Augenblick zerredet und kaputt."

Das Procedere der Mahnmal-Entscheidung kritisierten in einem Offenen Brief der Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn-Zentrums, Julius Schoeps, und der Berliner Publizist Michael S.Cullen.Es gehe mitnichten um die von Michael Naumann hinterfragte "ästhetische Bewältigung", sondern "um die Legitimation und die Verantwortung, die Folgen dieser Entscheidung zu tragen." Zur Zeit dominiere indes "Geheimniskrämerei", Eisenmans neuer Entwurf werde im Zeughaus vor der Öffentlichkeit verborgen.Ein gutes Denkmal brauche seine Zeit, da habe Diepgen recht, der den Bau nicht "übers Knie brechen" wolle, obwohl seine Warnung vor Berlin als "Hauptstadt der Reue" deplaziert sei."Soll Kohl oder Naumann entscheiden? - "Weder noch!" meinen Schoeps und Cullen.Ein "zentrales" Denkmal brauche den Konsens, der "durch einsame Entscheidungen...niemals zu haben ist." Die Legislative müsse das "Wie" der Gestaltung an Künstler und andere Fachleute delegieren.Die Frage des "Ob" jedoch sei ihre ureigene Sache.Aber "davor stehen einige Politiker, die meinen, ein deutsches Parlament würde die Idee des Mahnmals im Keim ersticken.Wenn das der Fall sein sollte, was wir nicht glauben, soll es so sein," fordern Schoeps und Cullen.An den Bundestag appelieren sie, "das Thema so bald wie möglich auf die Tagesordnung zu setzen." Tsp

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