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Kultur: Mal ohne Mann

Der Fußball-WM ist das Fehlen des biologischen Mannes bei der All-Women-Tangoshow nicht geschuldet.Mit "Tango mujer" wurde nun die Tango-Saison im Podewil eröffnet.

Von Sandra Luzina

Der Fußball-WM ist das Fehlen des biologischen Mannes bei der All-Women-Tangoshow nicht geschuldet.Mit "Tango mujer" wurde nun die Tango-Saison im Podewil eröffnet.Es geht auch ohne Mann - das dachten sich fünf Frauen aus vier Ländern, die ihre Liebe zum argentinischen Tango vereint.Zunächst einmal wirkt das Unterfangen befremdend: Denn was ist der Tango argentino anderes als eine sehr komplizierte Angelegenheit, dem anderen Geschlecht näherzukommen? Nun soll sich der Tango emanzipieren.Die kunstvollen Schrittfolgen werden beibehalten, doch die Form wird geöffnet, um sich der neuen Liebesunordnung anzupassen.Und so paßt "Tango Mujer" gut in die jüngste Geschlechter-Debatte: Der biologische Mann wurde abgeschafft, die männliche Position aber beibehalten.

Der Auftakt ist programmatisch.Vorgeführt werden die üblichen Tanzstunden-Rivalitäten.Das Dumme beim Paartanz ist: einer ist immer der Ausgeschlossene.Nach Eifersüchteleien tanzen die Frauen zu dritt.Alles ist möglich, wird suggeriert.Zu einem Potpourri mit bekannten Ohrwürmern tanzen die Frauen allein, zu zweit, zu mehreren, im Stöckelschuh und barfuß, mit Garçonne-Schnitt oder wallendem Blondhaar, in schwingendem Rock und strengen Hosen.Abwechselnd übernehmen sie den femininen und den maskulinen Part.Doch die traditionellen Spielregeln sind weitgehend außer Kraft gesetzt.Hier geht es nicht so sehr um Eroberung und Unterwerfung, hier wird der harmonische Gleichklang der Körper zelebriert.Die Gruppenchoreographien, in denen Requisiten wie Schirme und Koffer zum Einsatz kommen, wirken etwas brav.Am schönsten ist immer noch der Tango zu zweit.Hier demonstrieren die Tänzerinnen Haltung und eine raffinierte Beinarbeit.Interessant ist der Abend da, wo ein ironisches Spiel mit sexuellen Maskeraden angezettelt wird.Und dennoch hinterläßt die männliche Abwesenheit eine Lücke.Im klasssischen Tango kann man den machismo studieren wie ein Ethnologe eine fremde Kultur.Das hat gefehlt in dieser All-Women-Tangoshow.Aber Gottseidank gibt es ja noch die Fußball-WM.

23.- 27.6.um 20 Uhr im Podewil, jeden Donnerstag Tango-Konzert im Hof.

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