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Sehnsucht nach Weite. Das Bild "Piper J-3 Club", 2019.

© Mayo Thompson

Maler und Musiker: Mayo Thompson stellt in der Galerie Buchholz aus

Spiel mit dem inneren Kind: Die Charlottenburger Schau „Go to the window“ zeigt neue Werke von Mayo Thompson.

„Beklage dich nie, erkläre dich nie“: Vielleicht sollte man sich Mayo Thompsons Ratschlag zu Herzen nehmen. Robert Rauschenberg habe ihm das einmal gesagt, erzählt der Künstler. Er halte sich daran, sagt er mit einem Lächeln. Und gibt gleich darauf zu, dass er sich doch öfter beschwert.

Dass er sich und seine Kunst nicht erklärt, kann jedoch gleich bestätigt werden. Mit der Frage etwa, ob seine Ausstellung in der Galerie Buchholz so etwas wie einen roten Faden hat, kommt man bei dem 1944 in Texas geborenen Künstler nicht weit. Stattdessen erzählt er, er habe seit 2017 an der Ausstellung gearbeitet und 57 Werke angefertigt. Davon kann man nun knapp 30 Zeichnungen und Gemälde sehen. Nimmt man die Aufforderung im Titel „Go to the window“ wörtlich, dann geht es um Dinge, die er beim Blick aus dem Fenster wahrnimmt (Fasanenstr. 30; bis 17. August).

Einfache Motive mit einer gewissen Tiefe

Zuerst erscheinen Thompsons gezeichnete Tiere, Farbflächen oder Lichtpunkte in der Dunkelheit etwas banal, doch nach und nach öffnen sich neue Räume. Da fällt auf, dass die simple Wagenfront auf einer Arbeit die eines seltenen Oldtimers ist. Bei den Vögeln handelt es sich um scheue Raben oder Papageien – und auch sie gibt es nicht alle Tage in der Natur zu sehen. Man kommt von dem Gedanken nicht los, dass es Thompson Spaß macht, mit einer vermeintlich oberflächlichen Motivwahl und fast kindlicher Ästhetik in der Ausführung zu spielen. Das zeigt sich auch bei seinen Flugzeugen, die er im Himmel von ihrer Unterseite darstellt. Entsprechend sind die Leinwände in der Galerie platziert: Wer nicht nach oben an die Decke schaut, der übersieht sie glatt.

Der kindlichen Aura in Thompsons Werk begegnet man ebenfalls in drei Bleistiftzeichnungen ohne Titel (je 6000 Euro) aus dem Jahr 2016. Er zitiert darin mit comicartigen Buchstaben Worte aus Donald Trumps Wahlkampf. Dabei lässt er die Lettern wackeln, sodass etwa das „P“ aus dem Wort „presidential“ herunterzufallen scheint und man erst einmal „residential“ liest. Auch der Slogan „Make America great again“ gerät bei Thompson mehrdeutig.

Es gibt auch was zu hören

Während seiner parallelen Karrieren in den Bereichen Musik und Kunst verbrachte Thompson, der heute in Los Angeles lebt, in den achtziger Jahren einige Zeit in Düsseldorf. Das macht sich bemerkbar: In die Galerie kommen neben Kunstinteressierten zahlreiche Fans seiner 1966 gegründeten Noise-Avantgarde-Band „The Red Krayola“. Dabei trennt der Künstler die beiden Felder strikt voneinander. Der Spaß an der Sache dürfte ihn jedoch auf allen Feldern gleichermaßen antreiben. Das muss er gar nicht erklären, es überträgt sich mit Blick auf sein Werk.

Lorina Speder

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