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Kultur: Maltag

Gute Geschäfte auf der „Art Moscow“ 2008

„Warum nicht Moskau?“, meint der finnische Galerist Frej Forsblom. Zwar sei es sehr aufwendig, Werke etwa von Julian Schnabel oder Stephan Balkenhol durch den russischen Zoll zu lotsen. Andererseits scheint sich die Mühe für die 12. internationale Kunstmesse „Art Moscow“ zu lohnen. So ist die Galerie Uschi Kolb aus Karlsruhe zum dritten Mal vertreten, obwohl sie nicht einmal jene große Namen präsentiert, die eigentlich Voraussetzung für das Interesse russischer Sammler sind. Stattdessen zeigt sie einen Scherenschnitt von Gabriele Basch für 1000 Euro und Skulpturen von des Nachwuchskünstlers Johannes Lauter.

45 Galerien sind vertreten, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Das Messekuratorium, in dem unter anderem Kathrin Becker vom Neuen Berliner Kunstverein sitzt, hat kräftig juriert. Das Ziel: mehr Qualität und in der Folge mehr internationales Publikum. 26 Galerien kommen aus Moskau oder Sankt Petersburg, die übrigen aus Italien, Frankreich, Finnland und Deutschland. Zur VIP-Preview gab sich die Moskauer Society die Klinke in die Hand, ausländische Gäste sah man wenig. Moskauer Galerien setzen im eigenen Land auf russische Künstler. Positionen wie die folkloristisch-satirischen Skulpturen von Boris Orlov (40 000 Euro) stoßen auf Gegenliebe, Kunst von Aristarkh Chernyshev, der Leuchtschrift aus einem Mülleimer quillen lässt, ist dagegen erklärungsbedürftig. Russische Sammler bevorzugen Malerei und bekommen sie auch. Etwa am Stand von Aidan Salakhova. Sie hat Gemälde von Leonid Rotar dabei, helle Kinderköpfe vor blauem Grund. Sofort verkauft waren zwei Lichtskulpturen von Philipp Dontsov: Der Künstler hüllt Models in eine Haut aus Acrylglas und behält geisterhafte Glaskörper zurück. Bei Regina Gallery, einem weiteren Schwergewicht auf dem Moskauer Markt, hängt ein fotorealistisches Gemälde (40 000 Euro) von Semion Faibisovich, laut Galerie der derzeit teuerste lebende russische Künstler. Daneben lehnt ein Monster im Pixelstil für 35 000 Euro, gemalt von der Newcomerin Natasha Struchkova. Preise, die im Westen anders ausfallen würden.

„Russische Kunst ist hier zu teuer“, findet auch Galerist Hans Knoll als treuer Teilnehmer der „Art Moscow“. Knoll hat aus Wien nur internationale Kunst mitgebracht. Eine Skulptur von Tony Cragg konnte er für 180 000 Euro an ein russisches Sammlerpaar verkaufen. Kein schneller Erfolg, sondern die Früchte harter Arbeit, so Knoll. Einen Namen wie Cragg habe er durch Ausstellungen im Osten erst bekannt gemacht. Russische Sammler kaufen immer noch überwiegend russische Kunst. Deshalb wird Knoll – genau wie Volker Diehl, der ebenfalls auf der „Art Moscow“ vertreten ist – bald eine Moskauer Dependance eröffnen; nicht zuletzt, um diese Gewichtung auf dem russischen Kunstmarkts zu verschieben. Birgit Rieger

Art Moscow, noch bis Sonntag. Informationen unter : www.artmoscow.org

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