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Marie-Luise Marjan und ihr zweiter "Lindenstraßen"-Ehemann Bill Mockridge nahmen im Frühjahr Abschied von der Vorabend-Kultserie.

© Jörg Carstensen/dpa

Marie-Luise Marjan zum 80. Geburtstag: Einmal Mutter, immer Mutter Beimer

"Lindenstraße"-Star Marie-Luise Marjan ist auf häusliche Rollen abonniert. Dabei fing sie im Theater unter Regisseuren wie Peter Zadek und Jürgen Flimm an.

Eigentlich ist die Party schon gelaufen. Helga Beimer, allseits verehrt als „Mutter der Nation“, hatte in der letzten "Lindenstraße"-Folge am 29. März Geburtstag, sie feierte ihren 80. im Restaurant Akropolis, im Kreise ihrer Lieben. Marie-Luise Marjan ist also nur ein paar Monate jünger als die Rolle, mit der sie sich 35 Jahre lang in die kollektive Erinnerung des deutschen Fernsehpublikums spielte – und zudem ein Rollenmodell für den praktischen Kurzhaarschnitt verkörperte.

Sie empfinde den Beimer-Charakter, sagte Marjan in einem Interview, als Teil von sich, und habe ihn stets für seine Wandelbarkeit geliebt: Zunächst klassische Hausfrau und Mutter, habe sich Helga Beimer über die Jahre emanzipiert. Von der geschiedenen und neu verheirateten Frau zur Witwe, von der Küchenfee zur Reisebürochefin, von der Depression zur rüstigen Rentnerin. Was stets blieb, war Marjans beherztes Spiel, das sich weniger durch Subtilität als durch Offenheit auszeichnet.

Mit dem Theater groß geworden

Marjans Weg war lange Zeit durch die WDR-Serienproduktion räumlich und zeitlich gebunden. Dabei begann sie als klassische Theaternomadin. Aufgewachsen in einer Pflegefamilie in Nordrhein-Westfalen, lernte sie ihr Metier an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. In den Sechzigern spielt sie am Badischen Staatstheater Karlsruhe und auf Bonner Bühnen, in den Siebzigern am Schauspielhaus Bochum für Peter Zadek und Jürgen Flimm sowie an der Freien Volksbühne Berlin und später am Thalia Theater.

Schon damals dreht sie nebenbei, eine Rolle scheint besonders an ihr zu kleben: In ihrem ersten Fernsehfilm „Der Untergang der Freiheit“ von 1960 spielt sie bereits eine junge Mutter.

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In Wolfgang Petersens Fernsehfilm „Smog“, während dessen Ausstrahlung 1973 ängstliche Zuschauer beim WDR anrufen und sich um die Qualität der Luft sorgen, erarbeitet sie sich die komplexe Hauptrolle, eine verzweifelte Mutter, deren Säugling an den Folgen der Luftverschmutzung stirbt.

Spiegelei für die Welt

In Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ hat sie eine Minirolle als Wirtin, in Wolfgang Beckers Kinderabenteuer „Die Vorstadtkrokodile“ gibt sie, genau wie in der nach einer Idee von Elke Heidenreich gedrehten Serie „Tour de Ruhr“ von 1980, wieder – eine Mutter. Für die kinderlose Schauspielerin hat die Bezeichnung „Mutterrolle“ also eine doppelte Bedeutung. Marjan kommentierte das einmal lakonisch mit der Gegenfrage: „Muss man ein Mörder sein, um einen Mörder zu spielen?“

Wie man ihrem 80. Geburtstag angemessen feiern könnte, machte sie bereits vor zehn Jahren vor. Da erklärte sie den 9. August zum „Ei-Day“ und rief dazu auf, Mittag- oder Abendessen durch ein Spiegelei (Mutter Beimers Leib- und Magengericht) zu ersetzen, um das gesparte Geld unter dem Motto „Ein Spiegelei für Paraguay“ an die Marie-Luise Marjan Stiftung zu überweisen, die das Kinderhilfswerk „Plan International“ unterstützt.

Marjan, die einst einige Seminare beim „Method Acting“-Guru Lee Strasberg belegte, ist nebenbei auch die deutsche Stimme von Königin Lillian, der, klar, Mutter von Fiona – und somit gewissermaßen Shreks Schwiegermutter. Ihre vornehme Artikulation passt hervorragend zur Figur. Und was spricht Königin Lillian wohl an, als sie ihren ogergrünen Schwiegersohn beim Abendessen kennenlernt? Das Thema Kinder.

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