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Kultur: Marineminister

Rüdiger Schaper über die Stoiber-Stölzl-Connection So schlecht scheint die Berliner Kulturpolitik doch nicht zu sein. Man kann auf diesem Feld der Leere überraschende Karrieren machen.

Rüdiger Schaper über

die Stoiber-Stölzl-Connection

So schlecht scheint die Berliner Kulturpolitik doch nicht zu sein. Man kann auf diesem Feld der Leere überraschende Karrieren machen. Zum Beispiel Klaus Wowereit: Der Regierende Bürgermeister hat sich früher als Kultur-Haushälter mächtig profiliert. Jetzt freilich, unter der drückenden Last der Gesamtverantwortung, legt er eine erschreckende Nonchalance gegenüber der Kulturszene an den Tag. Oder das Beispiel Christoph Stölzl: Als Kultursenator beliebt, aber auch glück- und hilflos am Ende, avancierte er zum Berliner Landesvorsitzenden der CDU. Und Stölzl gilt als Favorit für die Nachfolge von Julian Nida-Rümelin, falls die Union am 22. September die Wahl gewinnt.

Stölzl war die Vorhut der bayerischen Invasion, als er seinerzeit, durch die Gunst Helmut Kohls, zum Direktor des Deutschen Historischen Museums Berlin bestellt wurde. Mittlerweile haben die CSU und ihr Kanzlerkandidat Edmund Stoiber die alten bajuwarischen Manschetten abgelegt. Eine Stoiber-Regierung würde kaum auf einen Kulturstaatsminister verzichten. Lustig, wenn man ein paar Jahre zurückdenkt: Was hat sich einst Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair über den vermeintlichen Kulturzentralismus der SPD erregt! Das von Gerhard Schröder neu geschaffene Amt des Kulturstaatsministers, das Michael Naumann so spektakulär interpretierte, sei überflüssig wie ein Kropf oder wie ein Marineministerium für die Schweiz, war damals aus München zu hören. Zehetmair und Naumann lieferten sich zirkusreife Wortgefechte, und das hat auch der Sache genützt. Mit Naumanns Nachfolger Nida-Rümelin beruhigte sich die Front; Nida-Rümelin kam selbst aus München und schlug moderatere Töne an.

Der Union, die sich derzeit zum Wahlparteitag in Frankfurt am Main versammelt, dürfte auch nicht entgangen sein, dass Schröder mit Naumann im Wahlkampf vor vier Jahren ein richtiges Pfund hatte. Es war das erste Mal, dass Kulturpolitik vor einer Bundestagswahl eine gewisse Rolle spielte.

Die Berliner hätten von einem Kulturminister bayerischer Provenienz erst einmal nichts zu befürchten, im Gegenteil. Christoph Stölzl hat sich stets generös gesamtstaatlich, ja geradezu preußisch gegeben. Stölzl ist als Kultursenator für ein starkes Engagement des Bundes in Berlin eingetreten. Aber auch das wäre eine denkbare Variante: Stölzl als Stoibers Moderator für das rote Berlin. Damit alles bleibt, wie es ist.

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