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Mit jedem Pinselstrich reflektiert er die Malerei selbst als Medium: Matthias Weischer.

© Roman März

Matthias Weischer in der Galerie König: Der Mann, der Malerei malt

Komplexe Kunst: Neue Bilder von Matthias Weischer sind in der Galerie König zu sehen. Und eins ist klar: Die Verhältnisse in seinen Bildern bleiben surreal.

Wenn Matthias Weischer neue Bilder zeigt, darf man erwarten, dass er ein wenig mehr unternimmt, als nur zu malen. Der gebürtige Westfale, Mitglied jener vor Jahr und Tag für Furore sorgenden Leipziger Schule, scheint mit jedem Pinselstrich die Malerei selbst als Medium zu reflektieren. Dabei irritiert der Künstler nach wie vor durch Merkwürdigkeiten in seinen Sujets wie einen halben Esel oder den kleinen blauen Schuh, linke Ecke unten, in einem anderen Motiv. Die Verhältnisse bleiben also nachhaltig surreal. Und wem dieser Begriff allzu ermüdet erscheint, der könnte auch sagen, die Weischer’sche Bildwelt sei magisch real.

Die nur sechs Werke umfassende Schau fühlt sich sichtlich wohl in der überschaubaren Kapelle von St. Agnes. Neben fünf kleinen Bildern zu Preisen ab ab 27 000 Euro findet sich ein zwei mal vier Meter großes Panorama in Öl für stolze 180 000 Euro. „Versole“ entstand ab 2012 über vier Jahre hinweg. Die bühnenartige Inszenierung verschmilzt die Gattungen Stillleben und Interieur vor einem schwarzen Plafond, durch den bunte Sprengsel schimmern. Kunsthistorische Zitate vom Apoll von Belvedere über eine gotische Madonna bis hin zu Matisse und Frank Stella haben ihren beiläufigen Auftritt.

Das ganze Bild ist nicht einfach nur gemalt, es erscheint an sich wie eine malerische Reproduktion. Darauf weist der linke Bildrand hin, wo in Tradition des Trompe-l’œil die Fläche des insgesamt leicht auf dem Gesamtformat eingerückten Bildes umschlägt und eine genagelte oder getackerte Leinwand zu erkennen ist. Das erklärt auch die über dem Sujet liegende, gemalte Holzlatte, die zu einem dem Bild vorgelagerten Raum gehört.

Das Ganze ist so komplex, wie es klingt, denn Weischer malt Malerei. Das Stillleben ist in Wirklichkeit ein Amalgam aus Atelierbild und Quodlibet, vielleicht sogar ein „Programmbild“ des Künstlers. So finden sich in jedem der kleinen Gemälde Hinweise auf die Medien Malerei und Fotografie. Es geht diesem Maler also um Malerei. Wie wahnsinnig altmodisch und passé. Und wie unglaublich spannend, sehens- und nachdenkenswert.

Galerie Johann König, St. Agnes Chapel, Alexandrinenstr. 118–121; bis 25. 10., Di–So 11–18 Uhr

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