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Kultur: Max Herre

Diese Woche auf Platz 8 mit: „Max Herre“

Er ist ein abschreckendes Beispiel dafür, was mit einem viel versprechenden Musiker in Berlin passieren kann. In Stuttgart, wo Max Herre aufgewachsen ist und groß wurde als Rapper und Kopf des Freundeskreises, da war er einer. Jeder kannte ihn. Man verehrte ihn oder neidete ihm den Erfolg. Jedenfalls war er wer und musste das nicht sonderlich herausstreichen. Dann zog er nach Berlin und teilt das seither jedem mit. Eben noch selbst weit weg gewesen, macht er sich jetzt mit „King vom Prenzlauer Berg“ schon lustig über die „Berlin- Hipps“, von denen er selbst natürlich auch einer ist. Und er erzählt die Geschichte von einem alten Stuttgarter Bekannten, dem er plötzlich in Berlin über den Weg läuft. Man kennt diesen Typ, der mit Truckerkäppi, Schlotterjeans und Nike-Sneakers die Kastanienallee entlang schlendert und ständig irgendein Projekt (einen Film, einen Fotoband, ein Label) verfolgt, aus dem nie etwas wird. „In seinen Gedanken“, lautet der Refrain, „ist er der King vom Prenzlauer Berg.“

Der Song ist eine Übermalung. 1978, als die Ostberliner Rockband City mit demselben Lied debütierte, hieß der King Nobbi, schraubte an Mopeds herum, trug Westklamotten und schlug häufiger mal um sich. Damals war das ein Nachruf auf die Halbstarken der DDR, in denen irgendwas pulsierte, das die anderen auch gerne gehabt hätten. Herre hat seine Version, in der City-Sänger Toni Krahl den Refrain singt, als Abrechnung angelegt. Das mag für einen Rapper nahe liegend sein. Doch gut ankommen tut es nicht. Warum Leute niedermachen, die nur das Versprechen einer Großstadt einlösen: Sei größer als das Leben.

Auch Wahl-Charlottenburger Herre durfte sich eine Woche lang als King fühlen. Seine Solo-Platte war „Number Ooooone“ (Herre). Aber dann kam, was kommen musste und was Toni Krahl vor 25 Jahren so beschrieb: „Und langsam wurde ihm dann klar,/ Dass ihm der Thron genommen war.“

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