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Kultur: Mein eigener Star

Kinderfilm 2: „The Son of Rambow“

Wenn der Erdkunde-Lehrer den Videorekorder einschaltet, muss Will (Bill Milner) vor die Tür. Die Familie des Elfjährigen gehört den „Plymouth Brethren“ an, einer streng religiösen, freikirchlichen Brüdergemeinde, die sich gezielt von der modernen Welt abschottet. Popmusik, Fernsehen und Kino sind für Will tabu.

Auf dem Flur trifft er den KlassenRowdy Lee (Will Poulter), der aus anderen Gründen vom Unterricht ausgeschlossen wurde. Langsam freunden sich die beiden Außenseiter an, wobei der naive Will in eine ihm unbekannte Welt eintaucht. Auf dem Fernsehbildschirm in Lees Zimmer sieht er eine Raubkopie von Silvester Stallones „Rambo“. Die wackeligen Videobilder lösen in dem mit Medien unerfahrenen Jungen eine Flut von Fantasien aus und natürlich willigt Will sofort ein, als Lee ihn für seinen eigenen Actionfilm als Stuntman engagiert. Und so ziehen die beiden Jungen mit der Videokamera los in die Wälder und drehen nach Wills Entwürfen und unter Lees Regie ihre eigene Version des Dschungelkrieges. Hinzu kommt der französische Austauschschüler Didier (Jules Sitruk), der wie ein Außerirdischer in der Kleinstadt landet und die Herzen der Mädchen erwärmt. Durch ihn schafft es Will sogar, bis zu den wilden Partys im Pausenraum der Oberstufe vorzudringen.

Mit „Son of Rambow“, soeben in Locarno mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, blickt Regisseur Garth Jennings nicht ohne Nostalgie auf die eigene Kindheit im England der achtziger Jahre zurück. Im Fokus steht die Freundschaft von zwei unterschiedlichen Jungen, deren einzige Gemeinsamkeit der Verlust des Vaters ist. „Son of Rambow“ zeigt, welche Kraft in der kindlichen Fantasie steckt und dass auf dem richtigen Nährboden sogar ein Silvester-Stallone-Film zum Erweckungserlebnis werden kann. Einfallsreich entwirft Jennings die fantastischen Räume, in denen die vereinsamten Jungen ihre emotionalen Zuflucht finden. Humor und Melancholie der Erzählung sind fein aufeinander abgestimmt, womit sich der Film wohltuend vom Action-Fun-Getöse abhebt, mit dem die Konkurrenz in Hollywood das vorpubertäre Zielpublikum üblicherweise zu unterhalten versucht. Martin Schwickert

In sieben Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center

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