zum Hauptinhalt

Kultur: Mein Haus ist mein Kosmos

wundert sich über die Obsessionen der Gelehrten Hurra, die mageren Wochen sind vorbei! Die Dichter kehren aus dem Urlaub zurück, der Lesebetrieb nimmt Fahrt auf.

wundert sich über die Obsessionen der Gelehrten Hurra, die mageren Wochen sind vorbei! Die Dichter kehren aus dem Urlaub zurück, der Lesebetrieb nimmt Fahrt auf. Und es ist erstaunlich, wie viele Obsessionen dabei zum Vorschein kommen.

Oder zeugt es etwa nicht von Besessenheit, wenn einer ohne nennenswerte Ausrüstung den 6310 Meter hohen Chimborazo besteigt, den Orinoko befährt und 3600 neue Arten bestimmt? Und wenn ein anderer, der angeblich das Rechnen vor dem Sprechen gelernt hat, einen lukrativen Posten an der Berliner Universität ausschlägt und seine Wohnstatt lieber in einer abgelegenen Sternwarte nimmt? Der eine, Alexander von Humboldt, wurde im letzten Herbst dank Hans Magnus Enzensbergers opulenter „Kosmos“-Edition zum Vorzeige-Deutschen gekürt. Der andere ist der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß, der innovative Methoden zur Berechnung der Planetenbahnen entwickelte. In Daniel Kehlmann s neuem Roman treffen sie 1828 in Berlin aufeinander. Das ist nur folgerichtig, denn beiden geht es auf ihre Weise um die „Vermessung der Welt“ (Rowohlt). Kehlmann liest am Mittwoch , 24. 8. (20 Uhr), im Literarischen Colloquium (Am Sandwerder 5, Zehlendorf) .

Die Begierde des sächsischen Pfarrers Johann Georg Tinius richtete sich auf Bücher. Um an die notwendigen finanziellen Mittel zu kommen, soll er Kirchengelder unterschlagen und mit Hilfe seines betäubenden Schnupftabaks sogar gemordet haben. 1813 wurde ihm der Prozess gemacht. Nennt man das nun Bibliophilie, Bibliomanie oder Bibliopathie? Detlef Opitz hat zehn Jahre recherchiert und rollt den Fall in „Der Büchermörder“ (Eichborn Berlin) wieder auf. Vorgestellt wird der Roman beim großen „Saisonauftakt“ am Literarischen Colloquium (Freitag, 26.8., 20 Uhr). Mit neuen Büchern am Start sind außerdem Matthias Göritz , Thomas Lehr , Luo Lingyuan , Kristof Magnusson und Kathrin Schmidt .

Die eindrucksvollste Geschichte einer Büchersucht stammt immer noch von Elias Canetti . Sein Held Peter Kien vergräbt sich aus Abscheu vor der Realität in seine Bibliothek, um einzig der Wissenschaft zu leben. Canetti wäre im Juli 100 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren lesen Durs Grünbein , Michael Krüger , Katja Lange-Müller , Wolf Lepenies und Gustav Seibt am Donnerstag, 25.8. (20 Uhr) , in der Akademie der Künste aus „Die Blendung“ (Pariser Platz 4, Mitte).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false