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Melody Gardot

© Semmel Concerts

Melody Gardot in Berlin: Melody d'amour

Bei ihrem Auftritt in der Philharmonie sucht Melody Gardot die Nähe zum Publikum. Bei aller Begeisterung bleibt am Ende ein Wunsch offen.

„Wir sind ja schon ’ne ganze Zeit in Deutschland“, ruft Melody Gardot in den Saal, „aber jetzt sind wir endlich in Berlin: Yeah!“ In Leverkusen und Ingolstadt ist sie gewesen, bei den dortigen Jazzfestivals. Am Montag in Hamburg ging es ihr nicht gut, das lästige Leiden, Spätfolge ihres Unfalls von 2003, meldete sich. Jetzt aber ist Melody Gardot super drauf, betritt die Philharmonie geschmeidigen Schrittes, bleistiftschlank, mit schwarzem Hut und der obligatorischen Sonnenbrille. Gar kein Vergleich zum letzten Berlin-Gastspiel 2012, als sie im Tempodrom die singende Statue mimte, verpuppt im Kokon ihres Kostüms. Diesmal will sie ganz dicht ran ans Publikum, erzählt Anekdoten, initiiert Frage-Antwort-Spielchen, wünscht sich bei „Preacherman“ Unterstützung vom kollektiven Chor.

Mit druckvollen Nummern startet der Abend, bei maßlos übersteuerter Verstärkeranlage. Jeder Ton des E-Basses geht direkt zwischen die Rippen. Die siebenköpfige Band ist gut, die Songs wachsen sich zur kleinen Session aus – wirkliche Stimmung aber kommt erst später auf, bei den leisen Stücken. Wenn sich der Zauber von Melody Gardots Stimme entfalten kann. Ein Geschenk der Natur ist dieses Timbre, enorm obertonreich, mit leicht rauchigem Touch in der dunklen Fülle, frei und mühelos in den oberen Regionen, fähig zu allen emotionalen Schattierungen von lässig bis lasziv. Dankbar, das spürt man bei Chansons wie „Les étoiles“ oder Balladen wie „Our love is easy“, nimmt die 30-jährige Sängerin die Gabe an. Nichts wirkt bei ihr trainiert, ungehindert bahnen sich die Töne ihren natürlichen Weg, aus dem Herzen direkt auf die Lippen.

Zum Schluss, nach fast zwei Stunden, zieht sie das Tempo an, die Bläser-Jungs schwenken ihre Instrumente, und die ganze Philharmonie ist auf den Beinen, wippt, klatscht, tanzt. Ein schöner Abschluss – und doch bleibt da ein Wunsch: Ein Akustik-Konzert mit Melody Gardot an diesem Ort der Konzentration, der Gesang pur, dazu voller Fokus auf die Texte, das wär's!

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