zum Hauptinhalt

Kultur: Mensch und Maschine

THEATER

Vier Hantelbänke, ein Multifunktionstisch, ein schwarzer Würfel, fünf Soldaten und kein Feind in Sicht. „Coming home", das neue Stück des Regisseurs Hans-Werner Kroesinger (noch heute sowie 17.–20.12. im Hau3) befasst sich mit dem Alltag der US-Soldaten im Irakkrieg – und ihren Traumata. Da herrscht zunächst Bombenstimmung in der Truppe, der Kampf als „ultimatives Erlebnis" der Soldaten findet abgeschirmt im schwarzen Würfel statt. Doch bald klebt Blut an den Stiefeln, und die Gewalt in der Seelenbox wird zum Trauma.

„Wir sind besser als normal. Wir sind die Elite!", heißt es anfangs selbstbewusst, doch die gebetsmühlenartig wiederholten Maximen der Army verkommen schließlich zur Floskel. Und ebenso leer und austauschbar belässt Kroesinger die Zeichnung seiner Charaktere, die das fingierte Heldentum einer Jessica Lynch mit Zigarettenschachteln nachstellen und über die Subjektivität der medialen Kriegsberichterstattung reden. Jeder spricht für sich, militärisch gedrillt, keine Interaktionen, keine Reaktionen, keine Gefühle, alles Zitate aus den Medien, aus Statistiken und Vorschriften. Erst zum Schluss weichen die starren Formen auf. Bei der Rückkehr ins zivile Leben werden Zweifel laut, werden Maschinen wieder zu Menschen – zu Menschen mit Symptomen psychischer und physischer Folgeschäden.

Schade nur, dass die Türen, die Kroesinger mit seinem Aufklärungsversuch einrennt, in der Ära des Infotainment schon so weit offen stehen. Nicht zu Unrecht wird der deutschen Dramatik immer häufiger das Problem attestiert, dass die meisten Gegenwartsstücke literarisch bleiben – oder, wie in Kroesingers Fall, thematisch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false