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Sänger Marilyn Manson (rechts) mit Schauspielerin Evan Rachel Wood 2007 in Köln

© Imago

MeToo-Vorwürfe gegen Rockstar: Der Blick auf Marilyn Manson verändert sich

Nach den schweren Missbrauchsvorwürfen von Evan Rachel Wood und weiteren Frauen gegen den Musiker Marilyn Manson wird man seine Musik mit anderen Ohren hören.

Die Schauspielerin Evan Rachel Wood war 19 Jahre alt, als ihr 18 Jahre älterer Partner Marilyn Manson ihr den Song „Heart-Shaped Glasses (When the Heart Guides the Hand)“ widmete. Das 2007 veröffentlichte Stück handelt von Liebe, blauen Augen, einer Sonnenbrille – und deutet sado-masochistische Praktiken an.

Gleich in der zweiten Strophe singt Manson: „And she’ll never cover up/ What we did with a dress, no/ She said: Kiss me, it’ll heal but it won’t forget“. Was kein Kleid überdecken kann, sind offenbar Wunden, die heilen, aber nicht vergessen werden.

Kuss im Blutregen

Im dazugehörigen Musikvideo spielt das bis 2010 liierte Paar sich selbst und macht – vor allem in der längeren Ab-16-Version – die Anspielungen noch etwas deutlicher, indem ein großes Messer gezückt wird. Immer wieder sind die beiden auch in einem Schlafzimmer zu sehen, in dem es Blut regnet. Wood liegt nackt und fast regungslos auf einem Bett, der größtenteils bekleidete Manson kniet hinter ihr, küsst und liebkost sie.

Die blutverschmierte Umarmung regte die Popwelt 2007 nicht weiter auf, war man von dem US-Musiker, der eigentlich Brian Warner heißt und sich selbst auf seinem dritten Album zum „Antichrist Superstar“ (1996) erklärte, schockierende Inszenierungen und gruselige Maskeraden gewohnt.

Seit Montag hört und sieht man „Heart-Shaped Glasses“ allerdings mit anderen Ohren und Augen, denn Evan Rachel Wood hat schwere Vorwürfe gegen Marilyn Manson erhoben. Und man fragt sich, ob hinter der SM-Inszenierung nicht doch wahre Qualen standen.

In einem Instagram-Post schreibt sie: „Er hat sich mein Vertrauen erschlichen, als ich noch ein Teenager war, und mich dann jahrelang schrecklich missbraucht.“ Sie spricht von Gehirnwäsche und durch Manipulation erzwungene Unterwerfung.

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Wood, die unter anderem aus der Serie „Westworld“ bekannt ist und kürzlich in Miranda Julys „Kajillionaire“ mitwirkte, hatte bereits auf Twitter und 2018 auch vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses von ihren Missbrauchserfahrungen berichtet, allerdings ohne Namen zu nennen. Sie sprach damals unter anderem davon, wie es sei „aufzuwachen, während der Mann, von dem ich dachte, dass er mich liebt, meinen bewusstlos geglaubten Körper vergewaltigte.“

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Die 33-Jährige ist nicht allein mit ihren Anschuldigungen gegen Marilyn Manson, den sie „einen gefährlichen Mann“ nennt. Vier weitere Frauen darunter die Models Ashley Lindsay Morgan und Sarah McNeilly erhoben am selben Tag wie Wood schwere Vorwürfe gegen den Musiker. McNeilly schrieb auf Instagram detailliert über ihre traumatischen Erfahrungen mit ihm. „Ich wurde gegen die Wand geworfen und er drohte, mein Gesicht mit einem Baseballschläger einzuschlagen, den er in der Hand hielt“, heißt es dort.

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Ähnlich liest sich der Instagram-Post von Ashley Lindsay Morgan, die ebenfalls berichtet, dass Manson zu Beginn ihrer Beziehung sehr charmant und zugewandt gewesen sei. Doch dann sei es schnell finster geworden. Morgan spricht von „sexueller Gewalt, physischer Gewalt und Nötigung“. Der Musiker habe sie – eine Jüdin – sogar dazu gebracht, ihm Nazi-Memorabilia aus Thailand mitzubringen.

Am Montag kündigte Marilyn Mansons Plattenfirma Lorma Records die Zusammenarbeit mit ihm auf. Dort waren die letzten beiden Alben des 52-Jährigen erschienen, zuletzt „We Are Chaos“ im September 2020. Auf Instagram schreibt das Label: „Angesichts der verstörenden Vorwürfe von Evan Rachel Wood und anderen Frauen heute, die Marilyn Manson als Missbrauchstäter bezeichnen, stellt Loma Vista mit sofortiger Wirkung die Werbung für sein jetziges Album ein“.

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Marilyn Manson hat inzwischen alle Vorwürfe von sich gewiesen. Auf seinem Instagram-Account schreibt er, dass seine Kunst und sein Leben schon lange Kontroversen auslösten, doch die jüngsten Behauptungen über ihn seien eine „schreckliche Verfälschungen der Realität“. Seine intimen Beziehungen hätten mit „gleichgesinnten Partnerinnen“ und beiderseitigem Einverständnis stattgefunden.

Der Fall könnte demnächst vor Gericht landen, denn die kalifornische Senatorin Susan Rubio hat das FBI und den Generalstaatsanwalt zu Ermittlungen aufgefordert. Einige von Mansons mutmaßlichen Opfern wohnen in Kalifornien. Doch auch ohne Gerichtsurteil wird vielen Fans schon jetzt der Spaß an Marilyn Mansons Musik vergangen sein.

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