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Singt, tanzt, rockt. Joseph Mount, das Mastermind der Band. Aufnahme vom Festival Estrella Levante SOS in Spanien, 2015.

© Marcial Guillen/dpa

Metronomy in der Columbiahalle: Indiepop, nah an der Perfektion

Kaum eine Band hat zuletzt so viele Geniestreiche aus dem Ärmel geschüttelt wie Metronomy. Funktioniert ihr Zauber auch live? Eine Konzertkritik.

Der perfekte Popsong – wie viele haben schon versucht, diesen heiligen Gral des Songwritings zu erringen? Die Beatles haben es mehr als versucht, Brian Wilson ist daran fast wahnsinnig geworden.

Metronomy reihen sich ein in die Riege der Besessenen: Kaum jemand hat in den letzten zehn Jahren mit solcher Leichtigkeit Geniestreiche wie „The Look“ oder „Everything Goes My Way“ aus dem Ärmel geschüttelt wie die britische Indiepop-Band rund um Mastermind Joseph Mount.

Doch schafft sie es, ihre Studioperfektion auch live zum Strahlen zu bringen?

Leider nein. Das Konzert in der gut gefüllten Columbiahalle startet mit „Wedding“ vom aktuellen Album „Metronomy Forever“ ungewohnt rockig, was für einen guten Energielevel sorgt, aber den Detailgenuss schmälert.

Den unwiderstehlichen Melodien kann das nichts anhaben, die Songs zünden sofort, bereits ab dem zweiten Stück „Lately“ klatscht der ganze Saal mit.

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„The Bay“ vom unbestrittenen Meisterwerk „The English Riviera“ steht dem in nichts nach: Seltsam säuseln die Synthies gepaart mit crispen Funk-Licks – ein Song, als habe Mount gleichzeitig für Motown und Warp komponieren wollen.

Der komplett in Weiß gekleidete Frontmann gibt sich auf der Bühne keineswegs als introvertierter Tüftler, der stundenlang an Samples feilt oder Remixe für die Gorillaz, Air oder Goldfrapp schmiedet, sondern ist erstaunlich gelöst und gut gelaunt: „Das ist bislang unser größtes Konzert in Berlin“, sagt er stolz und grinst, denn: „Morgen haben wir einen freien Tag!“

Also legen er und seine Kollegen immer wieder kleine Tanzeinlagen aufs Parkett. Die Bandmitglieder, die eigentlich nur dazu da sind, Mounts Songs live umzusetzen, sind mehr als nur Angestellte und agieren durchaus als Kollektiv. Fast alle singen, besonders Schlagzeugerin Anna Prior – das Metronom bei Metronomy – sorgt mehrmals für Applaus.

Eigentlich gibt es kaum etwas auszusetzen an diesem hervorragenden Konzert, das gegen Ende immer tanzbarer wird, aber irgendwie bleibt die Show seltsam steril.

Die Band schafft es nicht, den Zauber zu entfalten, den man immer wieder empfindet, wenn ein Metronomy-Song im Radio läuft und man anfängt mitzusingen. An ihre Lieder wird man sich vermutlich noch lange erinnern, an ihre Live-Auftritte wohl weniger. Selbst eine Band wie Metronomy kann nun mal nicht ganz perfekt sein.

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