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Styler. Metronomy mit Bandleader Joe Mount (rechts).

© Gregoire Alexandre/Warner

Metronomy live: An der englischen Riviera

Großer Pop: Metronomy spielen ein mitreißendes Konzert im Berliner Astra Kulturhaus

Einen Stuhl, so sagt Joe Mount nach ein paar Songs, habe er mittags gekauft. Später präzisiert er die Aussage: Ein Kinderstuhl sei es gewesen, erworben habe er ihn bei einem Trödler an der Ecke. Viel mehr an Worten gibt es von Mount, der kurz nach den Aufnahmen des neuen Metronomy-Albums „Love Letters“ Vater wurde, nicht zu hören, was aber nichts ausmacht: So bleibt Raum für die Musik. Für verspielte Übergänge, für gelegentliche Improvisationen, für Zwischentöne.

Jo Mount, einer der besten Songschreiber Englands, führte seine Band Metronomy vom eher im Club-Kontext verorteten Frickelklang über luftigen, viel gelobten Pop der Steely-Dan-Schule („The English Rivieria“) bis zum dezent mit Soul-Elementen spielenden „Love Letters“. Es ist erstaunlich, wie gut all diese Facetten der Band live miteinander harmonieren. Vielleicht, weil sich alle Stücke den Gesetzmäßigkeiten des Abends unterwerfen. Und die lauten: fünf Musiker, ein Drumcomputer, ansonsten keinerlei digitales Beiwerk.

Die schwungvollen Chorgesänge von „Love Letters“ übernimmt die Band also selbst, Bläsersätze wandern zum Analog- Synthie. Im Gegenzug wirken die alten Songs satter, kräftiger, was vor allem an Olugbenga Adelekan liegt, der seinen Bass manchmal so klingen lässt, als wären die Saiten die Stränge eines Rückenmuskels. Vielleicht passt aber auch alles so gut zusammen, weil Metronomy optische Klammern setzen: Die Band trägt burgunderfarbene Tanzkapellen-Sakkos und weiße Hosen. Massige Keyboard-Pulte, die sich in verschiedenen Farben beleuchten lassen, und ein wattiger Wolkenhintergrund, der an das Artwork des neuen Albums angelehnt ist, heben den Abend aus der Realität heraus, lassen ihn eher wie eine Szene aus einer fiktiven Fernsehshow der siebziger Jahre wirken. Ganz und gar wunderbar!

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