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Ben Goldwasser (links) und Andrew VanWyngarden sind MGMT.

© Brad Elterman / Sony

MGMT live in Berlin: Die Kids sind in Ordnung

Mit der Samthose auf dem Hometrainer: Die New Yorker Band MGMT liefert im Berliner Huxleys Glam Pop, der zum Tanzen anregt.

Die Beziehung zwischen MGMT und ihren Fans ist eine Geschichte voller Missverständnisse: Als sie 2008 „Oracular Spectacular“ veröffentlichten, wurden Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser als Retter der Popmusik gefeiert. Doch spätestens nach dem vierten Album von 2013 musste man sich langsam damit abfinden, dass die New Yorker Musiknerds zwar wunderbaren Psychedelic Pop produzieren können, aber nie wieder ein Stück wie „Time To Pretend“ schreiben werden und auch nicht die Popstars sind, die man so gern in ihnen sehen würde.

Das wird auch das neue Album „Little Dark Ages“ nicht ändern, wie der MGMT-Auftritt im Berliner Huxleys Neue Welt gezeigt hat: Zu den Klängen eines elektrischen Cembalos erscheint die Band und startet mit der Titelsingle des Albums. Die Synthies dröhnen, die Hooks sitzen, das Schlagzeug scheppert in bester Achtziger-Manier. Bei „She Works Out Too Much“ schwingt sich der mit einer violetten Samthose bekleidete VanWyngarden auf einen Hometrainer, während im Hintergrund Aerobic-Videos ablaufen.

Dissonanz zwischen Band und Publikum

Mehr solcher Albernheiten würden der Show gut tun, denn so verspielt die Musik ist, so statisch ist der Auftritt: VanWyngarden und Goldwasser nehmen sich relativ ernst und lassen keine Partystimmung aufkommen, auch wenn ihr Glam Pop definitiv zum Tanzen anregt. Das Publikum feiert, die Band ignoriert das. Doch dieses irritierende Moment hat schon immer den Reiz von MGMT ausgemacht: Als sich die beiden für die Ballade „When You’re Small“ auf den Boden setzen, und VanWyngarden von Streichern begleitet zu einem versponnenen Softrock-Gitarrensolo ansetzt, dann ist das ebenso merkwürdig wie großartig.

Einmal zeigt sich die Dissonanz zwischen Band und Publikum besonders gut: VanWyngarden will gerade den nächsten Song ankündigen, als ein weiblicher Fan ihn mit einem hohen „I Love Youuuuu!“ unterbricht. Der Sänger überhört sie und den anschließenden Jubel, und fährt fort: „Der Song heißt ‚Ashes And Diamonds’, ein Cover von Zaine Griff – kennt hier jemand Zaine Griff?“ Stille. Nein, niemand kennt den fast vergessenen New Wave-Musiker. Bassist Matt Asti klatscht auffordernd in die Hände, das Publikum applaudiert brav.

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Beim alles überstrahlenden „Electric Feel“ werden – trotz Fotoverbots – etliche Handys in die Luft gereckt. Passenderweise spielen MGMT gleich danach „TSLAMP“ – „Time Spent Looking At My Phone“. Das Konzert nähert sich dem Ende: „Kids“, dieses stupid-geniale „The Final Countdown“ für die Generation Y, kommt sogar noch vor der Zugabe, so als würden MGMT den Song gar nicht als ihren größten Hit ansehen. Haben sie auch nicht nötig, denn ob Hit-Lieferanten oder nicht, den Pop-Sound des 21. Jahrhunderts prägen MGMT nach wie vor: Leuchtend, quirky, retroesk.

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