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Kultur: Miau!

Wenigstens die Kinder wissen, daß es noch eine andere als die reale Welt gibt.Deshalb sind sie auch nimmersatte Bücherwürmer und nehmen so viele Gutenacht-Geschichten wie nur irgend möglich mit in ihre Träume.

Wenigstens die Kinder wissen, daß es noch eine andere als die reale Welt gibt.Deshalb sind sie auch nimmersatte Bücherwürmer und nehmen so viele Gutenacht-Geschichten wie nur irgend möglich mit in ihre Träume.Im Schlaf erwachen dann all die sprechenden Elefanten und in der weiten Welt herumkletternden kleinen Eisbären zu neuem Leben und spielen Traumtheater.Was könnte also schöner sein, als daß zum Abschluß einer erfolgreichen Saison das carrousel-Theater den Büchern Bühnenflügel verleiht und für die Lesephantasien eine spielerische Sprache findet?

Tina Cermak, die Wiener Autorin und Regisseurin, hat in einem Bilderbuch von Erhard Dietl gewildert und zeigt mit viel Lust an assoziativem Spiel und gruseligen Geräuschen, wie aus einem feigen Jungen "Der tapfere Theo" werden kann.Denn Theo hat Angst vor Spinnen, vor der Dunkelheit, dem Alleinsein und dem Ertrinken.Weil er auch Angst hat, nicht mehr zu wachsen, zieht er ständig an seinen Gliedmaßen.Um sich abzulenken, redet er mir seinem Goldfisch und sucht mit der Taschenlampe nach Gespenstern.Und die Eltern? Die sorgen und streiten sich, reden viel über Theo, aber selten mit ihm.Das Stück wendet sich an 5 bis 7jährige Kinder, läßt sich ganz auf deren Phantasiewelten ein.Volker Schmidt ist ein Theo, der zwischen kindlicher Naivität und ironischem Kommentar wandelt und zeigt, wie man unter Angst leiden - und sie besiegen kann.Denn mit Hilfe des Publikums, das Theo warnt und beflügelt, sowie einem befreienden Lachen wird die Angst gebannt.

Nicht ganz so furchterregend, aber mit ähnlich augenzwinkerndem Humor geht es auch bei "Pettersson und Findus", der zweiten Uraufführung, zu.Felicitas Loewe, für Textcollage und Regie verantwortlich, hat mehrere Bücher von Sven Nordqvist durcheinandergewirbelt und zu einer gewitzten und lehrreichen Bühnenmelange über die befreiende Kraft der Utopie verrührt.Wolfgang Müller-Dhein als schrulliger Pettersson ist ein grantelnder Kindskopf.Längst hat er es aufgegeben, Ordnung in seine zur Müllhalde verkommene Bauernstube zu bringen.Wozu auch? Er hat ja Findus, den leichtfüßigen Kater, der bei Dirk Müller bestens aufgehoben ist.Er schleicht, springt und miaut, wie es ein richtiger Kater nicht besser könnte.Kapieren können die Kinder bei dieser ebenso feinfühligen wie turbulenten Inszenierung: Wer seiner Phantasie freien Lauf läßt, gewinnt immer.Bei Pettersson und Findus bekommt der graue Alltag ungeahnte Flügel.

Der tapfere Theo, 29.u.30.6., 2.u.3.7, jew.10.30 Uhr, 6.7., 10 Uhr.Pettersson und Findus, 9.,10., 13., 14.7., jew.10.30 Uhr

FRANK DIETSCHREIT

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