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Kultur: Michael Frayn erzählt in sechs Etüden vom alltäglichen Ungemach

Sind es wirklich nur freundliche Geschichten vom alltäglichen Ungemach, die Michael Frayn in sechs Etüden unter dem Titel "Ping Pong" erzählt? Sicher kann man seinen Spaß daran haben, wenn elektronische Signale ihre Herkunft nicht preisgeben, wenn ein überlasteter Anrufbeantworter explodiert, im Party-Gedröhn jeder den anderen missversteht oder ewig gleiche Hotelzimmer ewig gleiche Paare zu ewig gleichem Verhalten zwingen.

Sind es wirklich nur freundliche Geschichten vom alltäglichen Ungemach, die Michael Frayn in sechs Etüden unter dem Titel "Ping Pong" erzählt? Sicher kann man seinen Spaß daran haben, wenn elektronische Signale ihre Herkunft nicht preisgeben, wenn ein überlasteter Anrufbeantworter explodiert, im Party-Gedröhn jeder den anderen missversteht oder ewig gleiche Hotelzimmer ewig gleiche Paare zu ewig gleichem Verhalten zwingen. Und hat man seinen Spaß dran, dann bleibt alles harmlos, voll bemühtem Humor. Kein Grund zur Aufregung. Was sich da abspielt, ist immer irgendwie bekannt. Diese oder jene menschlich-allzumenschliche Schrulle, ein paar Pointen, Gelächter, Schluss.

Schluss? Zweifel sind angebracht. Hinter der Freundlichkeit des Michael Frayn lauert das Entsetzen. Er treibt seine Paare in immer teuflischere Verwicklungen. Was wie nebenbei, übersichtlich und natürlich beginnt, entgleitet der Kontrolle. Das Alltägliche zeigt seine höhnische Fratze. Nur um Haaresbreite wird die Katastrophe vermieden. Diesen doppelten Boden der sechs "Ping Pong"-Szenen zu entdecken, machte sich Folke Braband in der Komödie am Kurfürstendamm allerdings nicht allzu viel Mühe. Er betont das Zutrauliche im Umgang der beiden Paare miteinander und untereinander, meidet das Boshafte, ist um Verträglichkeit bemüht, die sich hin und wieder mit einem kleinen Ausbruch gewürzt ist. Die Vier sind, in Alter und Wesen nur wenig unterschieden, nette Leute, mal ein bisschen überdreht, mal ein bisschen ärgerlich, mal ein bisschen verrückt und ratlos - aber sie finden sich immer wieder ins Biedere und Normale. Man sieht ihnen gern zu - und langweilt sich.

Dabei hätten Ursela Monn, Matthias Zahlbaum, Susanne Eisenkolb und Romanus Fuhrmann durchaus das Zeug gehabt, härter zuzupacken. Die Grenze zur Krise, die doch so nahe liegt, dürfen sie aber nicht überschreiten. Sie bleiben hurtig aufgeregt, ohne außer Atem zu kommen. Sie verhalten sich "psychologisch" gegenüber den Widrigkeiten, die ihren Figuren begegnen - oder die sie sich selber bereiten. Angst, blankes Entsetzen vor einer wegrutschenden, außer Kontrolle geratenen Wirklichkeit kommt nicht ins Spiel. Mit Charme und Temperament führen sie vor, wie durchschnittliche Männer und Frauen mit dem Unerwarteten umgehen. Und haben Spaß an dem Durcheinander. Vermutlich mehr als die Zuschauer.

Das Abgründige seines Welterfolgs, der 1983 uraufgeführten Farce "Der nackte Wahnsinn", erreicht Frayn in den "Ping Pong"-Szenen ganz sicher nicht. Aber auch in den Etüden steckt mehr als jene Unterhaltung im Schongang, wie sie die Komödie in ihrem sachlichen, den schnellen Ablauf der Szenen gewährleistenden Bühnenbild von Tom Presting glauben machen will. Alles bleibt sauber und familienfreundlich am Kurfürstendamm - auch der Beifall nach der nicht ausverkauften Premiere.Aufführungen täglich 20 Uhr, am 30. Januar bereits um 18 Uhr.

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