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Kultur: Michael Gielen dirigiert Bernd Alois Zimmermanns Dialoge

Da spitzt man die Ohren, wenn im sechsten Dialog des Werkes, das im Mittelpunkt des BSO-Abends stand, Klanggestalten aus den zuvor gespielten "Jeux" von Debussy auftauchen und zugleich Teile aus Mozarts Klavierkonzert C-Dur (KV 467), dazu ein Zitat aus dem alten Pfingsthymnus "Veni creator spiritus" und einige Jazz-Elemente. Wenn in dem Wetterleuchten der Musik- und Weltgeschichte schließlich noch schrille Alltagsgeräusche aufblitzen, es sich also um pluralistische Klangbilder, um eine geniale Collage handelt, dann kann der Komponist nur Bernd Alois Zimmermann heißen.

Da spitzt man die Ohren, wenn im sechsten Dialog des Werkes, das im Mittelpunkt des BSO-Abends stand, Klanggestalten aus den zuvor gespielten "Jeux" von Debussy auftauchen und zugleich Teile aus Mozarts Klavierkonzert C-Dur (KV 467), dazu ein Zitat aus dem alten Pfingsthymnus "Veni creator spiritus" und einige Jazz-Elemente. Wenn in dem Wetterleuchten der Musik- und Weltgeschichte schließlich noch schrille Alltagsgeräusche aufblitzen, es sich also um pluralistische Klangbilder, um eine geniale Collage handelt, dann kann der Komponist nur Bernd Alois Zimmermann heißen. Und seine "Dialoge" für zwei Klaviere und großes Orchester mit dem infernalischen und auch geheimnisvoll stillen Ausdrucksspektrum brachte Michael Gielen mit dem Berliner Sinfonie-Orchester im Schauspielhaus zu einer Aufführung von so großer Transparenz wie Ausdrucksdichte. Auch seitens der beiden hervorragenden Klaviervirtuosen Andreas Grau und Götz Schumacher, die mit aberwitzig präziser Bravour in Aktion traten, wurde der widerstreitende Charakter des Werkes evident. Nicht zuletzt förderte das ambitioniert agierende BSO einen so variablen Klanggestus zu Tage, dass Zimmermanns Anliegen entsprochen wurde: "Dialoge über die Zeiten hinweg von Träumenden, Liebenden, Leidenden und Betenden."

Gielens Lesart der Zimmermann-Partitur ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um Dialoge handelt, in die scharf die Zeichen dieser Zeit (1960/65) eingebrannt sind, deren dunkle Seiten und deren Zuversicht auch. Den Schlußpunkt bildete eine harsch hingesetzte Mozart-Sinfonie (C-Dur, KV 338), die erst im Finale musikalisches Leben versprühte. Der mit Bravorufen bedachte, überragende Programmpunkt waren die wohl noch lange nachwirkenden Dialoge von Zimmermann.

Eckart Schwinger

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