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Kultur: Militanter Islamismus: Nur kein Risiko. Wie sich Israel auf mögliche Anschläge vorbereitet

Ein Penthouse von 300 Quadratmetern Größe mit einem Panorama-Rundblick für 1,2 Millionen Dollar: Kein Schnäppchen, aber doch erstaunlich günstig. Grund dafür könnte die lichte Höhe und die strategische Lage sein.

Ein Penthouse von 300 Quadratmetern Größe mit einem Panorama-Rundblick für 1,2 Millionen Dollar: Kein Schnäppchen, aber doch erstaunlich günstig. Grund dafür könnte die lichte Höhe und die strategische Lage sein. Wer im 66. Stock im 255 Meter hohen "Stadt-Tor" an der Stadtgrenze zwischen Tel Aviv und Ramat Gan in Israel steht, dem wird nicht nur wegen der Höhe schwindlig: Man steht auch exakt in der Mitte der direkten Linien zwischen dem Verteidigungsministerium und dem Häuserblock, in dem die ersten irakischen Scud-Raketen im Golfkrieg 1991 eingeschlagen sind. Genau hier, wo einmal der Haupteingang zum höchsten Gebäude im Nahen Osten sein wird, explodierte vor sechs Jahren eine Bombe in einem vollbesetzten Autobus.

Bis zum 11. September galt nicht nur deshalb die Sorge der Bauherrn und der potenziellen Wohnungskäufer den Sicherheitsvorkehrungen auf der Erde. Jetzt, nach New York und Washington, werden sie wohl auch in die Luft gehen müssen. Und sie sind nicht die einzigen, denn Tel Aviv und das Börsenviertel von Ramat Gan sind gewaltig in die Höhe geschossen.

Die verschiedenen Gruppen, die nach einem Militärschlag der USA Gegenschläge verüben könnten, sind zahlreich: die palästinensischen Islamisten von "Hamas" und "Islamischer Jihad", neuerdings auch ihre schiitischen Glaubens- und Gesinnungsbrüder der libanesischen "Hisbollah" oder die ebenfalls wieder durch mörderische Anschläge aufgefallenen linksnationalistischen Volkfronten DFLP und PFLP. Sie alle aber stoßen auf einen erfahrenen und kompromisslosen Sicherheitsapparat, der erst kürzlich ein bin-Laden-Kommando gestellt haben soll, das erstmals einen Anschlag gegen Israel verüben wollte.

Die Angst vor Angriffen aus der Luft aber bleibt nach den Erfahrungen von Washington und New York latent vorhanden. Schließlich ist da noch der Irak. Sollte er im Rahmen des Anti-Terror-Feldzuges der USA erneut attackiert werden, könnte Saddam wieder ballistische Scud-Raketen gegen Israel abfeuern. Israel hat die Konsequenzen aus dem Golfkrieg und dem doch sehr beschränkten Einsatzerfolg der US-Patriot-Abwehrraketen gezogen. Mit US-Milliardenhilfe wurde die hebräisch "Chetz", englisch "Arrow" (Pfeil) genannte wohl weltweit modernste und beste Anti-Raketen-Rakete entwickelt und erfolgreich getestet. Einige dieser Raketenabwehr-Batterien sind einsatzbereit.

Die Israelis gehen kein Risiko ein. So hatten sie offensichtlich schon in den 70er Jahren mit der Möglichkeit eines Anschlages von der Art wie derjenige auf die Twin Towers gerechnet: Dass ein ganz normales Zivilflugzeug - auch mit hunderten von unschuldigen Passagieren an Bord - gezielt als Mega-Bombe auf ein Bevölkerungszentrum oder strategisch wichtiges Ziel zum Absturz gebracht werden könnte. Deshalb schossen sie damals - weltweit kritisiert, aber inzwischen vergessen - eine verirrte, von ihrer Linie abgekommene libysche Verkehrsmaschine über der noch besetzten Sinai-Halbinsel ab. Mit allen Passagieren.

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