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Kultur: Mischa Maisky meisterten die akustischen Besonderheiten des Klosters - und das Wetter spielte auch mit

Dunkle Wolken hängen über Chorin. Die Besucher der alte Zisterzienser-Abtei in der Uckermark ließen sich nicht abhalten.

Dunkle Wolken hängen über Chorin. Die Besucher der alte Zisterzienser-Abtei in der Uckermark ließen sich nicht abhalten. Am vergangenen Sonntag stand im Rahmen des Choriner Musiksommers ein Leckerbissen auf dem Programm: Der israelische Cellist Mischa Maisky spielte, begleitet vom Staatsorchester Frankfurt (Oder), das Cello-Konzert in h-Moll von Antonin Dvorak (1841-1904).

Also wurden Bier, Wein, Rollmöpse und hart gekochte Eier in die Picknikkörbe gepackt, Campingstühle und - zur Sicherheit - noch ein paar warme Decke und Regenschutz unter den Arm geklemmt, um kulturelle mit leiblichen Genüssen zu verbinden. Pünktlich um 14.55 Uhr riss der Himmel auf und einige Sonnenstrahlen wärmten die Picknicker im Quadrum, dem Innenhof des klösterlichen Kreuzgangs.

Die Kirche der Klosterruine hat eine schwierige Akkustik. Nach verschiedenen Seiten offen, weht ein zugiger Wind hindurch, der den Klang stört. Zudem sitzt das Orchester auf einer langgezogenen Empore ohne große Höhenunterschiede: Holzbläser verschwinden hinter den Streichern. Problematisch für Dvoráks Cellokonzert, das von dem Dialog zwischen Solocello und Instrumentengruppen lebt - gerade im sanglichen zweiten Satz. Mischa Maisky und das Frankfurter Staatsorchester meisterten diese Schwierigkeiten. Sie boten eine überzeugende Interpretation des sinfonischen Konzerts, das der böhmische Komponist Dvorák am Ende seines Amerika-Aufenthalts 1892 bis 1893 komponierte. Das Solocello war klanglich immer präsent, ohne dass wichtige Orchesterstimmen in den Hintergrund traten. Auch die zweite Sinfonie in D-Dur von Johannes Brahms (1833-1897) nach der Pause war insgesamt gelungen, wobei hier das Wechselspiel zwischen den Instrumentalgruppen - zumal im dritten Satz - bisweilen klapperte. Peanuts - das Orchester hatte ein rundes Klangrepertoire, mal voll und warm, mal spritzig und schlank.

Das Publikum jedenfalls war zufrieden. Puristen mögen den reinen Musikgenuss ohne Camping mit Kaffee und Kuchen fordern: Dafür spräche die Unruhe, gerade nach der Pause, als einige Nachzügler ihren Platz in den Bänken suchten, als der erste Satz von Brahms schon begonnen hatte. Andererseits ist es eine schöne Ausflugsgelegenheit. Das alte Kloster bietet einen würdigen Rahmen und zudem Familien die Gelegenheit, ihre Kleinsten an klassische Musik heranzuführen. Wird es langweilig, können sie draußen spielen.

Raoul Fischer

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