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Urgestein der modernen Kunst. John Baldessari.

© Bernd Thissen/dpa

Mit 88 Jahren gestorben: Preisgekrönter Konzeptkünstler John Baldessari ist tot

Er gehörte zu den einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. Nun ist der Kalifornier John Baldessari im Alter von 88 Jahren gestorben.

Ein Foto ist ein Foto - allerdings nicht, wenn man John Baldessari fragte. Der Konzeptkünstler griff nach vorhandenen Bildern, ordnete sie neu und schuf damit veränderte Wirklichkeiten. Mit Humor regte Baldessari sein Publikum dazu an, die Welt anders zu betrachten.

Den Mut zur Lücke entdeckte John Baldessari beim Besuch im Museum. Die griechischen Vasen im Metropolitan Museum hatten es ihm angetan - genauer genommen der unbemalte Gips, mit dem fehlende Stücke ausgebessert wurden.

Auch Baldessari fragte sich: Wie verändert sich ein Bild, wenn Teile entfernt oder überdeckt werden? In Fotografie, Malerei und Text stellte er die Funktionsweise künstlerischer Medien in Frage und kommentierte die Gesellschaft dabei schmunzelnd. Nun ist Baldessari im Alter von 88 Jahren gestorben.

Seine Stiftung habe den Tod des gebürtigen Kaliforniers am Sonntag bestätigt, berichteten US-Medien. Demnach starb Baldessari bereits am vergangenen Donnerstag. Der Kalifornier zählte zu den einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. 2009 erhielt er für sein Lebenswerk den Goldenen Löwen der 53. Biennale von Venedig.

Drei Jahre später wurde ihm der Kaiserring der Stadt Goslar verliehen, einer der weltweit wichtigsten Preise für moderne Kunst. Der damalige US-Präsident Barack Obama zeichnete Baldessari im September 2015 mit der National Medal of Arts (für 2014) aus, der höchsten Würdigung der US-Regierung für Künstler. Eine Frische und Relevanz bewahrte er sich auch nach den über 1000 weltweiten Gruppen- und 200 Einzelausstellung seiner Karriere.

John Baldessari versuchte sich in fast jedem künstlerischen Medium, darunter auch in Performances, Videos und an einer Smartphone-App. Geltende Regeln und das Grundverständnis darüber, wie ein Medium funktioniert, hebelte er regelmäßig aus. Humor war dabei nie Selbstzweck, sondern Trittstein zum Nachdenken über die Weise, wie Menschen die Welt betrachten. „Ich vergleiche meine Arbeit immer mit der eines Krimi-Autors“, sagte er dem „Interview Magazine“ 2013. „Du willst nicht gleich wissen, wie das Buch ausgeht.“ (dpa)

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