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Kultur: Mit Pferdefuß

Strittig: Schwerin plant eine Ausstellung zu Arno Breker

Darf man Nazi-Kunst öffentlich zeigen? Oder nach 1945 entstandene Werke von Künstlern, die unter den Nationalsozialisten Karriere gemacht haben? Fragen, die immer wieder diskutiert worden sind. Besonders erbittert im Sommer 1997, als eine Hamburger Galerie erstmals Fotos von Leni Riefenstahl präsentierte. Oder im Sommer 1999, als man im Weimarer Gauforum Nazi- und DDR-Malerei aufeinander losließ. Auch die derzeitige Ausstellung im Berliner Kolbe-Museum, die sich den Skulpturen auf dem Olympiagelände widmet, geriet sofort in die Kritik.

Nun gibt es Streit um eine Ausstellung Arno Brekers, die am 21. Juli im Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin eröffnet werden soll. Zu erwarten sind rund 70 Werke: nicht nur HerrenmenschenSkulpturen, auch das Frühwerk und Arbeiten, die nach 1945 entstanden sind. Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Hans-Robert Metelmann will zur Eröffnung sogar ein Grußwort sprechen.

Ist der Streit also ein Sommerlochthema? Etwas, womit sich zweitklassige Galerien und Provinzstädte ins Gespräch bringen? Nicht ganz. Erstmals wird in Schwerin eine Grenze überschritten. Zwar gibt es auf Schloss Nörvenich bei Köln ein Privatmuseum, dass Breker als Michelangelo des 20. Jahrhunderts feiert. Doch nie zuvor ist eine Personalausstellung von Hitlers Lieblingsbildhauer in einer öffentlichen Institution gezeigt, nie zuvor durch Zuschüsse einer Landesregierung gefördert worden. Eigentlich sollte die Ausstellung schon 2005 stattfinden. Dann ist den Initiatoren allerdings aufgefallen, dass sie mit dem 60. Jahrestag des Kriegsendes zusammenfallen würde. Das hielt man nun doch für unpassend.

Kornelia von Berswordt-Wallrabe, Direktorin des Staatlichen Museums Schwerin, hat nun erklärt, sie sehe in den Arbeiten des 1991 gestorbenen Breker „keine Kunstaspekte“. Die These der Veranstalter, dass Breker „in den vergangenen 60 Jahren in Deutschland weitestgehend verdrängt wurde“, halte sie für „unverständlich“. Zumal Neonazis ohnehin in Breker einen zu Unrecht Verfemten sähen.

Rudolph Conrades, ehemals Direktor des Schleswig-Holstein-Hauses und Kurator der Ausstellung, sowie Schwerins Kulturdezernent Hermann Junghans versprechen eine kritische Auseinandersetzung. So solle diskutiert werden, wie Interaktion zwischen Kunst und Ideologie funktioniert. „Breker hat sich den Nationalsozialisten angedient“, so Junghans. Aber er habe auch Kunst geschaffen, die von der progressiven Kunstszene geschätzt wurde. So habe Dali ihn als besten Bildhauer des 20. Jahrhunderts bezeichnet.

Unerwähnt bleibt dabei, dass die Ausstellung der Kommune bereits jetzt schadet. Der Plakatkünstler und Berliner Akademie-Präsident Klaus Staeck, der 2007 im Schleswig-Holstein-Haus ausstellen sollte, hat abgesagt: „Für meine Generation gibt es ein paar Tabus. Ich stehe zur Verantwortung des Künstlers.“

Gehört Breker ins Museum? Ursel Berger, Direktorin des Berliner Kolbe-Museums, hat ihn wiederholt in Gruppenausstellungen gezeigt und kritisch kommentiert. Sie wendet sich gegen eine Vorverurteilung: „Man kann und muss Breker ausstellen, damit er kein Phantom bleibt – aber bitte vorsichtig.“

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