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Kultur: Mit schlankem Stil

Wie sein berühmter Kollege Leonard Bernstein, mit dem er die Liebe zum Jazz teilte, erläuterte er sein dirigentisches Engagement stets sehr bescheiden, knapp und bündig: "Ich bin Musiker, ich mache Musik, und das ist alles."Der mit 72 Jahren verstorbene Heinz Rögner, der von 1962 bis 1973 Generalmusikdirektor der Staatsoper und zwei Jahrzehnte (1973 bis 1993) Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin war, machte in der Tat auf ganz uneitle, aber sehr elegante Art Musik.

Wie sein berühmter Kollege Leonard Bernstein, mit dem er die Liebe zum Jazz teilte, erläuterte er sein dirigentisches Engagement stets sehr bescheiden, knapp und bündig: "Ich bin Musiker, ich mache Musik, und das ist alles."

Der mit 72 Jahren verstorbene Heinz Rögner, der von 1962 bis 1973 Generalmusikdirektor der Staatsoper und zwei Jahrzehnte (1973 bis 1993) Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin war, machte in der Tat auf ganz uneitle, aber sehr elegante Art Musik. Er war außerordentlich begabt und dementsprechen leicht und locker ging er mit dem Taktstock um. Bei manchem Opernball in der Lindenoper, in der er das Repertoire des Hauses, fern von aller trägen Routine, mit musikantischem Schneid dirigierte, erfreute er auch schon mal als ein delikater Jazzpianist. Sein Gespür für einen geradezu tänzerischen Rhythmus, für einen schlanken, ruhig ausschwingenden Klangstil und eine ausgesprägte dynamische Noblesse kamen seinen Klassikerinterpretationen sehr zugute. Seine Zyklen von Bruckner- und Mahler-Sinfonien werden noch heute bei ihrem späten Erscheinen auf CD nachdrücklich gelobt. Aber auch die Aufführungen von solch außergewöhnlichen Werken wie dem 100. Psalm von Reger oder dem Stabat mater von Szymanowski sind in lebendiger Erinnerung geblieben.

Wenn Rögner mit erstaunlicher Sensibilität und Beweglichkeit einen Weltklassegeiger wie Henryk Szeryng bei Mozarts A-Dur-Konzert oder Alban Bergs Violinkonzert begleitete, dann verließ man den Konzertsaal mit denkbar glücklichen Erlebnissen. Und das bei einem Dirigenten, der weder das Charisma noch die Suggestivität der großen Pultstars in die Waagschale zu werfen hatte, sondern in erster Linie alles mit seinem handwerklichen Können, seiner subtilen Klangfarbengestaltung und formvollen Musizierfreude bewerkstelligte.

Schon mit fünf Jahren erhielt Heinz Rögner, der 1929 in Leipzig zur Welt kam, Klavierunterricht. Unmittelbar nach dem Studium an der Leipziger Musikhochschule wurde er 1951 als Korrepetitor und Kapellmeister ans Weimarer Nationaltheater engagiert. In Berlin, Gotha und Weimar setzte er sich schließlich neben seiner Chefdirigententätigkeit beim RSB selbst leidenschaftlich als Lehrer für den dirigentischen Nachwuchs ein. Seit 1978 war er beim Yomiuri Nippon Symphony Orchestra Tokyo als ständiger Gastdirigent tätig. Nach seiner Pensionierung musizierte Heinz Rögner aber auch immer wieder mit seinem früheren Orchester, dem RSB: Im April wollten sie im Konzerthaus die "Zweite" und "Sechste" von Sibelius aufführen. Sein Orchester und sein Berliner Publikum werden an diesem Abend an ihn denken.

Eckart Schwinger

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