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Kultur: Mmba-uuf

Wolfgang Murnbergers Kinderfilm „Lapislazuli“

„Schhh-da! Uuuh! Uodscha! Mmba-uuf“ – „Do you speak English?“: Kein verheißungsvoller Gesprächsbeginn. Wer versteht schon Neandertalerisch? Sophie bestimmt nicht. Und doch lernen sie schnell, sich zu verständigen, die 12-jährige Hanseatin (ernsthaft und verträumt: Julia Krombach) und der 6000 Jahre alte Neandertaler (der Aborigine Clarence John Ryan), die einander in der Tiroler Gebirgswelt begegnen. Bald entsteht zwischen ihnen „Mmallamm“ – Familie, Heimat, Vertrauen, Geborgenheit, Freundschaft oder auch Zuneigung. Genau zu übersetzen ist das nicht. Unsere Jetztzeit hat in viele Facetten gesplittet, was für die Neandertaler noch zusammengehörte.

Zugegeben, etwas exotisch ist das Setting von Wolfgang Murnbergers Film „Lapislazuli“ schon. Ungewöhnlich auch die Zielgruppe. Der österreichische Regisseur, der mit kongenialen Wolfgang- Haas-Verfilmungen wie „Komm, süßer Tod“ und „Silentium“ bekannt wurde, hat einen Jugendfilm gedreht und einen Erwachsenenfilm in einem. Er würde sagen: ein Kinderfilm für Erwachsene. Ein bisschen Fantasy, ein bisschen Krimi, und ein Liebesfilm ist es auch noch geworden. Wer auch als Erwachsener noch von Wundern träumen kann, von Freundschaften und dem Großen Bären – der wird mit einem besonderen Film beschenkt.

Es geht um Trauer, Verlust und Tod. Sophie hat ihre Mutter durch einen Unfall verloren und kann sich mit der neuen Freundin des Vaters (Lena Stolze) nicht anfreunden. Auch Bataa, der Neandertalerjunge, den ein Meteorit aus seinem Schlaf im ewigen Eis riss, trauert seiner Mutter hinterher. Die eine ist durch den Tod entschwunden, die andere durch den Ablauf der Jahrtausende – was macht das für einen Unterschied? Dass man in beiden Fällen ein Tor durchschreitet, durch das man nicht mehr zurückkommen kann – das rettet Bataa am Ende und trennt ihn gleichzeitig von Sophie. Wer in den Himmel blickt, kann beides sehen – Sterne, die vor Jahrtausenden verglüht sind, und Mütter, die über ihre Kinder wachen.

Doch bis sie so weit sind, muss vieles geschehen, was zu einem zünftigen Abenteuer dazugehört. Ehrgeizige Wissenschaftler, die Jagd auf Bataa machen, müssen abgeschüttelt werden. Die Eltern suchen mit Spürtrupps nach Sophie. Bataa benötigt ein Bärenfell, um zurück in seine Zeit zu kommen. Und ein geheimnisvoller Einsiedler (Vadim Glowna) ist der Einzige, der den Rückweg kennt. Das alles ist spannende Jugendunterhaltung – mit sehr ernster Grundierung. Nur wer loslassen kann, findet Geborgenheit, lautet die Botschaft von „Lapislazuli“. Oder wie Bataa sagen würde: „Schdrrooo schdrrraiyaa horraiyoo“.

In Berlin in 13 Kinos

Christina Tilmann

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