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Kultur: "Monday": Die Nacht. Die Bar. Die Frau. Das Geheimnis.

Die Kamera ist auf eine leere Wand gerichtet. Plötzlich schießt, vom unteren Rand her, ein Kopf ins Bild.

Die Kamera ist auf eine leere Wand gerichtet. Plötzlich schießt, vom unteren Rand her, ein Kopf ins Bild. So erschrocken wie der Zuschauer ist auch der Mann, der da gerade in einem Hotelzimmer aufwacht. Takagi (Shinichi Tsutsumi) weiß nicht, wie er hierher gekommen ist, und er weiß auch nicht, was er die letzten Tage getrieben hat. Im Hotel ist es totenstill. Zu spät erfährt er den Grund: Er, der so unscheinbar aussieht, gilt als gemeingefährlicher Verbrecher. Seinetwegen haben Personal und Gäste das Hotel verlassen. Gleich wird eine Sondereinheit sein Zimmer stürmen. - Was geschah vorher? Diese Frage treibt den japanischen Regisseur Sabu nicht zum ersten Mal um. In seinem Debütfilm "D.A.N.G.A.N. Runner" vor fünf Jahren rannte der Protagonist sogar noch besessener als Tom Tykwers Lola durch die Stadt und erinnerte sich dabei an die Stationen seines Lebens. Sein Film Monday ist vom Rhythmus her das Gegenteil, ein ruhiges Werk mit überwiegend statischen Einstellungen ohne Musik. Zunächst. Doch je mehr sich Takagi an seine fatalen Handlungen erinnert, desto lebendiger und lauter wird der Film. In einer Bar bringt Takagi versehentlich eine Murmel in Bewegung, die quer über den Tresen rollt und vom Finger einer geheimnisvollen schönen Frau gestoppt wird. Sie ist die Geliebte eines Yakuza-Bosses, der den kleinen Angestellten Takagi für sich gewinnen möchte. Neue Freunde mögen freuen, doch der Zugang zu Waffen und Alkohol erweist sich als fatal. Der Selbstverwirklichung des kleinen Mannes folgt der Absturz. - Eine alte Geschichte, mit ungewöhnlichen Einfällen und mit einem Faible für schwarzen Humor: Wenn Takagi durch die Fernseh-Programme zappt und auf jedem Kanal die Fahndung nach ihm beschrieben wird, ist das ebenso absurd wie beängstigend; andere Ideen wiederum wirken nur albern und verhindern, dass man den Film ernst nimmt - zum Beispiel eine Beerdigung, bei der sich herausstellt, dass im Körper des Toten eine Bombe tickt. Dann schließlich finden sich Moralpredigten gegen unkontrollierten Waffenbesitz und Alkohol, bei denen es keine Rolle spielt, ob sie witzig gemeint sind oder todernst. "Monday" ist der vierte Film eines hoch begabten 36-jährigen Regisseurs, der, so scheint es, noch immer nicht recht weiß, wohin er eigentlich will. Statt überdeutlich Carl Theodor Dreyers "Vampyr" zu zitieren oder skurrile Nebenfiguren aufzubieten, die an das Typenarsenal eines David Lynch erinnern, sollte er lieber seinen eigenen Einfällen vertrauen. Sie sind gut genug.

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