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Szene aus "Monsters."

© Lucian Chiobanu

"Monsters." im Berlinale-Forum: Das Ende einer Ehe

Kammerspiel und Gesellschaftsporträt: Der rumänische Forumsbeitrag „Monsters.“ erzählt vom Scheitern einer Ehe in drei Akten.

Auf der Berlinale wird traditionell viel Taxi gefahren, vom Kino zum Empfang, vom Empfang zur Party, und dann irgendwann, meistens zu spät, von der Party nach Hause. Aber genau dahin möchte die Mittvierzigerin Dana in dem rumänischen Forumsbeitrag „Monsters.“ nicht. Also bleibt sie im Taxi, diesem in mehrerlei Hinsicht transitorischen Ort, der Fremde ganz plötzlich in räumliche, oft exklusive Nähe bringt. Dana und der Taxifahrer reden, rauchen, schweigen und versuchen, die Wirklichkeit des nächtlichen Bukarest so weit wie möglich zu ignorieren. Was nicht ganz gelingt, denn die Welt drängt sich mit ihren Bedürfnissen und Urteilen hinein in den automobilen Schutzraum.

„Monsters.“, der erste Spielfilm des Autors und Regisseurs Marius Olteanu, ist streng in drei Akte gegliedert, die das Ende einer Ehe mehr umkreisen als erzählen: Da ist zunächst Dana, die von einer Geschäftsreise kommt und die Heimkehr in die halb leer geräumte Wohnung möglichst lange hinauszögert. Der zweite Teil folgt ihrem Noch-Ehemann Arthur bei einer sterilen, tieftraurigen Begegnung mit einem Mann, den er auf einem Datingportal kennengelernt hat. Im letzten Akt sind die beiden schließlich zusammen, absolvieren Familientermine und versuchen ein letztes Mal, ihr Scheitern als Paar abzuwenden.

Die Bilder bewerten nicht

Das rumänische Kino war auf der Berlinale in den letzten Jahren immer wieder mit spannenden, oft herausfordernden Filmen vertreten, die eine Gesellschaft zeigen, die auch knapp dreißig Jahre nach Ceausescu noch an ihren inneren Widersprüchen leidet. „Monsters.“ ist zugleich Kammerspiel und Gesellschaftsportrait, denn die Beziehung von Dana und Arthur zerbricht auch an den strikten Rollenerwartungen der Umwelt. Die Oberfläche ihrer gepflegten Mittelstandswelt sieht aus wie überall in Europa zwischen Valencia und Vilnius: dieselbe Möbelhaus-Aufgeräumtheit der Wohnung, dasselbe gepflegte Understatement der Garderobe, derselbe harmlos-lauernde Party-Smalltalk. Und doch scheinen die inneren Widersprüche einen Grauschleier über das Geschehen zu legen, der sich erst bei genauem Hinsehen erschließt.

Eben das tut der Film mit einer stillen Pedanterie, aus der sich allmählich eine ganz eigene Spannung aufbaut. Die atmende Aufmerksamkeit des filmischen Blicks übersetzt sich ins Bildformat, das sich vom intimen Quadrat zum Spielfilmformat weitet, wenn der erzählerische Inhalt es verlangt. Und wieder zusammenzieht, um sich ganz auf Gesichter zu konzentrieren. Die Bilder treffen klare Aussagen, aber sie bewerten nicht. Anders die Menschen, da genügt ein Wort als Urteil: Monster. Der Filmtitel schreibt sich nicht ohne Grund mit einem Punkt.

10.2., 22.15 Uhr (Cubix 9), 11.2., 14 Uhr (Delphi), 17.2., 19.15 Uhr (CineStar 8)

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