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Kultur: Morgen aus Moskau

Christina Weiss und Michail Schwydkoj stellen das deutsch-russische Kulturjahr 2003 vor

Die Chemie stimmt: Schon bei ihrem ersten Treffen demonstrierten Kulturstaatsminsiterin Christina Weiss und ihr Gastgeber, der russische Kulturminister Michail Schwydkoj, dass sie gut miteinander können. Das ist angesichts des bisher größten Kulturaustausches in der deutsch-russischen Geschichte nur zu begrüßen, zumal der, wie Schwydkoj anmerkte, sogar die Dichte und Vielfalt der kulturellen Beziehungen zweier Staaten übertrifft, die es nicht mehr gibt: Sowjetunion und DDR. 2003 wird das Jahr Russlands in Deutschland sein, 2004 folgt mit dem Jahr Deutschlands in Russland der Gegenzug. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft beider Präsidenten – Wladimir Putin und Johannes Rau.

Beide sind Gastgeber eines Empfangs für rund tausend geladene Gäste anlässlich der offiziellen Eröffnungsveranstaltung am 9. Februar in Berlin. Ansonsten, so Weiss gestern in Moskau, wolle sie nicht allzu viel verraten, sondern nur „die drei absoluten Highlights" ansprechen: Bei den 53. Berliner Filmfestspielen im Februar wird Russland massiv präsent sein: Drei Filme laufen im Wettbewerb, außerdem gibt es eine Retrospektive des neuen russischen Kinos, als dessen Anfang das Ende der Sowjetunion 1991 zählt. Zwölf Jahre, die keineswegs die Filmwelt erschütterten: Gute Absichten werden oft miserabel umgesetzt, die Themen sind mäßig aufregend, und kaum ein Regisseur schafft es, an die Erfolge des Sowjetfilms anzuknüpfen.

Auch auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst wird Russland das zentrale Thema sein, mit zahlreichen Neuvorstellungen, Autorenlesungen und Diskussionsforen. Schließlich wird im Herbst die Ausstellung „Berlin-Moskau/Moskau-Berlin“ als Hauptveranstaltung der Festwochen eröffnet, die zunächst im Berliner Martin-Gropius-Bau und anschließend ab März 2004 in der Moskauer Tretjakow-Galerie gezeigt wird.

Die Veranstaltungen sollen sich nicht allein auf die Metropolen konzentrieren. Geplant ist auch eine Kulturkarawane, die durch die Provinz touren soll: MeckPomm und die südrussische Region Krasnodar. Und: Deutschland soll sehen, dass „russländische“ Kultur nicht identisch mit „russischer“ ist. Einige der weit über 100 Völkerschaften sollen mit Beiträgen in Deutschland gastieren. Die Tataren, nach den Russen die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe, sind bereits fest gebucht. Den zweiten Teil der Tagesspiegel-Frage, den nach tschetschenischen Künstlern, überging Kulturminister Schwydkoj allerdings mit demonstrativem Schweigen.

Stattdessen hatte er eine andere Überraschung parat: Russland will zwei Beutekunst-Sammlungen zurückgeben. Zum einen sollen 362 grafische Blätter, die der sowjetische Offizier Viktor Baldin in Brandenburg entdeckt und gesichert hatte, der Kunsthalle Bremen zurückgegeben werden. Da Baldin als Privatperson handelte, ist die Rückgabe auch nach dem restriktiven Duma-Gesetz möglich. Ferner soll eine Silbersammlung des anhaltinischen Fürstenhauses nach Deutschland zurückkehren.

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