zum Hauptinhalt
Berliner Band Die Ärzte.

© Jörg Steinmetz

„Morgens Pauken“: Mit dieser hitverdächtigen Single teasern die Ärzte ihr neues Album

Im Oktober erscheint „Hell“, das neue Album der Ärzte. Die erste Single „Morgens Pauken“ ist ein Abgesang auf die Leerformel des Punk.

Es gibt sie, es gibt sie nicht, es gibt sie, es wird sie nicht mehr geben: Anfang des vergangenen Jahres herrschte Rätselraten darüber, ob die Berliner Band Die Ärzte sich wirklich auflöst oder auf ihrer Website mit einem Buchstabenpuzzle nur damit kokettiert.

Dann aber wurde schnell bekannt, dass die Band wieder auf den Festivals Rock am Ring und Rock im Park und eine Tour durch kleinere Clubs im benachbarten Ausland spielen würde, dass das Puzzle nur dazu diente, die für diese Shows neu aufgenommenen Songs „Rückkehr“ und „Abschied“ zu featuren; und nicht viel später kündigten Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González schon eine Tour für den Herbst 2020 und ein neues Album an.

Dieses Album wurde nun von ihnen „ausgebrochen“, wie sie auf ihrem Homeoffice-Corona-Song „Ein Lied für jetzt“ gewitzelt haben. Es wird "Hell" heißen und soll kurz vor dem Beginn der Tour am 7. November in Hannover veröffentlicht werden, am 23. Oktober. Wie bei Pop-Acts dieser Größenordnung üblich, gibt es nun lange davor den ersten Song daraus (ein weiterer folgt im September), „Morgens Pauken“ betitelt.

Ein kurzer Trailer ließ schön offen, wohin die weitere musikalische Reise der Ärzte geht. Eine Sci-Fi-mäßig verfremdete Stimme aus dem Off verkündet darin: „Alles ist Klassik, alles ist Grunge, Rap, Jazz-Rock, New Wave, Trancefolk, Carpathian Vampire Lightblack Metal, Country“, am Ende kleckst Tinte auf das Cover. Es fehlt nur der Hinweis, dass die Ärzte alles spielen können und so gar nichts müssen.

Auf ihrer Website bezeichnen sie das Stück als „philosophische Hymne, wie man sie hymnischer (im philosophischen Sinne) kaum gestalten konnte“. Bei so einer Hymne weiß man natürlich: Der Witz hat sich bei den Ärzten nie vor der Pointe gefürchtet. Die Pointe kann ruhig ausfallen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

[Mehr aus der Hauptstadt. Mehr aus der Region. Mehr zu Politik und Gesellschaft. Und mehr Nützliches für Sie. Das gibt's jetzt mit Tagesspiegel Plus. Jetzt 30 Tage kostenlos testen]

Will heißen: „Morgens Pauken“ ist ein „Ärzte“-Rocksong mit breiten Riffs, ein gar nicht mal so auffälliger, hitverdächtiger. Er beginnt mit einem Schrei, auch die Vocoderstimme ist dabei und säuselt "Alles ist Punk"; ein Song, der wie eine Variation auf das 2012er-Stück „Ist das noch Punkrock?“ wirkt .

Im Schubidubi-Refrain heißt es „Du bist Punk“ und „alles ist Punk, einfach alles ist Punk, wirklich alles ist Punk“ – selbst wenn das „Du“ des Songs den ganzen Tag Trap hört, ein krasses Golf-Handicap und ein Schließfach bei der Bank hat, wenn es Drogen im Ferienhaus nimmt oder das Deutschland-D auf dem Auto blankwischt.

Ob die ausverkaufte Tour am 7. 11. in Hannover wirklich beginnt?

„Morgens Pauken“ ist ein hübscher Abgesang auf die Leerformel des Punk, auf dessen Alles-oder-Nichts-Funktion, der nichtsdestotrotz musikalisch eher auf die, ja, genau: Punk-Wurzeln der Ärzte verweist. Was auch das gewöhnungsbedürftige Single-Cover dokumentiert, mit dem Konterfei eines nicht unbedingt gut aussehenden Mannes vorn drauf.

Es ist dies der Vater des Filmemachers Jörg Buttgereit, der schon das Cover der „Fleisch“-EP von Soilent Grün zierte. Soilent Grün? So hieß Farin Urlaubs und Bela Bs Band in den frühen achtziger Jahren, bevor sie die Ärzte gründeten. Zurück zu den Wurzeln auch hier, ein Zirkelschluss. Was immer das musikalisch für den Rest des Albums bedeutet.

Sicher ist, dass es veröffentlicht wird. Weniger sicher erscheint allerdings – klar, die Pandemie – wie sich das mit der Tour von Mitte November bis Ende Dezember verhält. Findet sie wirklich statt? Die Konzerte in Österreich sind schon ins Jahr 2021 verschoben worden.

Jeweils weit über zehntausend Leute in großen deutschen Hallen? Auch wenn es bis dahin noch über zwei Monate sind: kaum vorstellbar. Vorerst also gibt es „Morgen Pauken“, eine Single, von der die Ärzte überzeugt sind, sie werde „dein neuer bester Freund, bzw. deine neue beste Freundin. Oder auch dein neues bestes Freundperson**.“ So viel Ärzte-Gegenwart muss sein. Wie gut, dass es diese Band noch lange gibt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false