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Power Trio. Die norwegische Band Motorpsycho.

© Geir Morgen

Motorpsycho spielen im Festsaal Kreuzberg: In kosmischer Abgedrehtheit

Krachende Gitarrenwände, Basswalzen und Gewitterschlagzeug: Motorpsycho spielen im Festsaal Kreuzberg - und zeigen, es gibt ihn noch: den stolzen, harten Breitwand-Rock.

Kann sein, das sich die Rockmusik gerade in einer Krise befindet. Doch solange Strom fließt, wird es immer Leute geben, die unbeirrt am breitbeinigen, stereotypen Rocksound festhalten. Wie Motorpsycho, eine Band, die sich seit fast 30 Jahren an Rock in seiner erschlagendsten und ausuferndsten Form abarbeitet. Dabei hat sich das 1989 im norwegischen Trondheim gegründete Power-Trio nicht nur die sprichwörtliche Integrität bewahrt, sondern ihren grundsätzlich stark von Hawkwind und Black Sabbath geprägten Hauruck-Stil auf zahlreichen Alben mit Ausflügen in Country, Jazz und Progrock-Gefilde weiter aufgefächert.

Vor zwei Monaten erschien „The Tower“, das erste Album mit dem neuen Schlagzeuger Tomas Järmyr, der beim Konzert im rappelvollen Festsaal Kreuzberg die Bandgründer Bent Sæther am Bass und Hans Magnus Ryan an der Gitarre mit virtuosem Gepolter zu neuen Höchstleistungen anspornt, während ein Ergänzungsspieler mit Tastenkram, Flügelhorn und Zusatzgitarre den Gesamtsound verstärkt.

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Vom ersten Stück „In Every Dream Home“ bis zum finalen „The Golden Core“ halten die Musiker fast drei Stunden lang ein beeindruckendes Energielevel und spielen einen packenden Gig, trotz überlanger Stücke wie „Un chien d’espace“, bei denen sie schon mal in verschachtelte Freak-out-Meditationen im Stil von King Crimson oder Pink Floyd verfallen. Das gebieterische Unterleibsgrollen von Motörhead verbinden sie dabei mit feinsten Jazzphrasierungen, das Ganze dicht in sich geschlossen, aber auch mit anspruchsvollen Breaks und Platz an den richtigen Stellen für ausgedehnte Gitarrensoli. Was hier aufrecht und lakonisch zwischen Kontrolle und Ausbruch steht, ist das ewige, hypnotische Wechselspiel von Spannung und Entspannung. Rock in seiner ergreifendsten Form, überquellend psychedelisch, betäubend bis elektrisierend, mit zischenden Spacerockeffekten, Mellotronklängen, Beach-Boys-Gesängen, krachenden Gitarrenwänden, Basswalzen und Gewitterschlagzeug. Eine der letzten und besten Attraktionen, die der Rockzirkus zu bieten hat!

Benannt hat sich die norwegische Band nach einem Russ-Meyer-Film, dessen Name noch nicht vergeben war: „Motorpsycho“, ein schmuddeliger Biker-Film von 1965, der in der deutschen Fassung mit dem schönen Untertitel „... wie wilde Hengste“ versehen ist. Das wiederum passt ganz wunderbar zu den drei wilden, bärtigen Männern. Im Takt der Musik werfen sie ihre langen Haare nach vorn und zeigen sich dabei erfreulich freizügig. Kosmische Abgedrehtheit, könnte man auch sagen. Oder, einfacher: Das ist stolzer, großartiger Breitwand-Rock. Gut, dass es ihn noch gibt.

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